In Büchern stöbern und die Winter-Mode anprobieren
Zehntausende Besucher kamen gestern in die Hildener Innenstadt und bummelten über den Büchermarkt und durch die geöffneten Läden.
Hilden. Bereits um 14 Uhr waren gestern alle Parkhäuser voll. Um 15 Uhr war die Mittelstraße voll. Und um 17 Uhr gingen viele Gäste mit vollen Einkaufstüten nach Hause, vorbei an Volker Hillebrand, der zum Himmel deutete und sagen konnte: „Heute hat alles gepasst — sogar das Wetter.“
Aber wie kommt sie bei den Besuchern an — die Mischung aus Büchermarkt und Shopping XXL? „Ich war seit 15 Jahren nicht mehr in Hilden. Das hat sich ja hier toll entwickelt“, sagte Simone Ante, die aus Solingen mit ihren beiden Töchtern Annemarie und Verena anreiste. Zum Einkaufen? Zum Bücher-Bummel? „Ganz ehrlich, wir wollten noch mal raus, um das schöne Wetter zu genießen. Bald kommt ja die Zeit, in der man ständig drinnen hockt.“
Vor der Filiale einer Marke für Outdoorbekleidung verwandelten zwei Kleiderstangen mit Sonderangeboten die Straße in eine Freiluftumkleide. Ein Ehepaar aus Hilden sortierte zunächst intensiv bei den Herrenjacken.
Dann zog der Mann ein Expeditions-Exemplar in einem intensiven Rot über. „Wenigstens mal nicht immer dunkelblau“, sagte er auf den skeptischen Blick der Gattin hin. Für Bücher hatten die beiden keinen Blick: „In der Woche arbeitet mein Mann; deshalb nutzen wir den Tag heute zum Einkaufen.“
Teenagerin Linda Burchart war mit Freund Timon Groth und Bruder Felix Burchart aus Erkrath auf die Meile in Hildens Mitte gekommen. „Hier gibt es viel Mode“, sagte Linda, die mit der großen Tüte einer großen schwedischen Modekette unterwegs war.
Aus der Sicht eines weltweit operierenden Filialisten mag Hilden nur ein Nebenzentrum sein. Dabei hat der lokale Handel bereits 2012 bei der Kaufkraft mit Düsseldorf gleichgezogen und liegt mittlerweile bei 133 Prozent— saugt also ein sattes Drittel aus dem Umland ab. Dennoch versprachen Aufkleber an zahlreichen Fenstern Preisnachlässe: 15 bis 20 Prozent waren allemal drin. Tribut an die Internetkonkurrenz.
Während eine Frau gleich fünf Tüten durch das Besuchergewimmel manövrierte („Wenn man mal einen Anfang findet, geht das hier in Hilden schnell!“), war Michael Wehmschulte aus Hilden mit seiner Mutter unterwegs: „Ich arbeite in Ostwestfalen — da geht so etwas nur heute.“
Bei den 50 Antiquaren, Buchhändlern und Privatanbietern waren die Tische umlagert. Natürlich gab es eine Schnittmenge zu den Sonntagseinkäufern; eine geringe. „Zu uns kommen andere Leute“, sagte ein Buchhändler, „solche, die ein Abenteuer im Kopf suchen — und keine neue Hose.“