Infoabend in Haan Kampf gegen Straftaten im Netz

Haan · Polizeibeamtin Ilka Steffens kennt die Gefahren von digitalen Straftaten und Kinderpornografie im Netz.

Kriminalhauptkommissarin Ilka Steffens beim Vortrag im vergangenen Jahr in Haan. Am 31. Januar gibt es einen Infoabend in der Schulaula.

Foto: Ilka Steffens

Sarah Dietel führte das Gespräch

Mit dem Internet, sagt Ilka Steffens, „müssen wir leben. Das geht nicht mehr weg“. Es erweitere den vorherigen Lebensraum und habe wie alles im Leben Licht und Schatten – heißt: „Es bietet ein unglaubliches Potenzial, aber auch ungeheuer viele Gefahren, speziell für Kinder und Jugendliche.“ Über diese informiert die Kriminalhauptkommissarin der Kreispolizeibehörde Mettmann in Haan bei einem Infoabend von Polizei und Stadt.

Frau Steffens, warum ist Ihre Mission extrem wichtig?

Ilka Steffens: Von klein auf bringen wir Kindern richtiges Verhalten zum Beispiel im Straßenverkehr bei und zeigen ihnen, wie gefährlich dieser sein kann. Eltern unterschätzen dabei komplett die digitale Welt. Die Gefahren, dass ein Kind im Netz Opfer einer Straftat – oder auch unwissentlich zum Täter – wird, ist um ein Vielfaches höher als die, dass es auf dem Schulweg entführt wird.

Kinder haben heute immer früher Zugang zur digitalen Welt.

Steffens: Ja. Indem sie auf dem Handy der Eltern spielen dürfen, oft schon in einem ganz, ganz jungen Alter, etwas später dann, indem sie ein Familientablet nutzen dürfen. Es folgt das eigene Smartphone, welches Kinder heute oft schon in der dritten Klasse erhalten, spätestens aber mit dem Übergang zu weiterführenden Schule. Mit dem Geschenk eines Handys und dem Hinweis „Wenn etwas ist, sag mir Bescheid“ ist es aber überhaupt nicht getan. Wir müssen unsere Kinder auch in der digitalen Welt an die Hand nehmen und ihnen, ohne das Internet zu verteufeln, klar machen, welche Gefahren lauern. Und auch, was das eigene Handeln bedeutet.

Was meinen Sie damit?

Steffens: Alles, was ich im Netz tue, bleibt, und zwar für immer. Es spielt also eine große Rolle, was ich von mir preisgebe, was ich kommentiere, wie ich mir ein sicheres Profil einrichte. Genauso wichtig ist es zu wissen, was ich darf und nicht darf. Die Verletzung von Bildrechten ist etwa ein großes Thema. Das muss ich bei meinen Infoabenden oft auch Erwachsenen erklären. Wissen alle, die auf meinen Fotos zu sehen sind, dass ich diese Bilder in meinen WhatsApp-Status stelle und sind sie damit einverstanden? Wenn nicht, darf ich diese Bilder nicht veröffentlichen. Das gilt auch für den Besitz bestimmter Dateien. In Bezug auf Kinderpornografie ist nicht nur die Verbreitung, sondern auch der Besitz strafbar. Formell machen sich ganze Klassen strafbar.

Sie spielen auf Klassen-Chats an, in denen gewisse Bilder und Symbole geteilt werden.

Steffens: Genau. Was Kinder oft schon ab dem fünften Schuljahr in Gruppenchats teilen, können sich die meisten Eltern gar nicht vorstellen. Und auch den Kindern ist nicht bewusst, dass das Verschicken und auch das bloße Erhalten und damit Besitzen scheinbar lustiger Symbole oder Memes, die etwa Folter- und Missbrauchsszenen oder Nazi-Symbole zeigen, strafbar ist.

Ein weiterer Aspekt Ihres Vortrags sind Fremde im Netz.

Steffens: In der analogen Welt bringen wir Kindern früh bei, sich nicht von Fremden ansprechen zu lassen, keine Geschenke anzunehmen und nicht in fremde Autos zu steigen. Die Masche von Pädokriminellen im Netz ist ähnlich: Sie erschleichen sich über Nachrichten Vertrauen, geben sich zum Beispiel als Gleichaltrige aus und bitten dann um Nacktbilder oder das Entblößen vor der Webcam.

Cyber Grooming nennt sich das. Niemals sollten Aufnahmen an Fremde geschickt werden! Auch beim so genannten Sexting ist Vorsicht geboten. Viele Jugendliche denken, es gehört heute dazu, sich gegenseitig Nacktbilder zu schicken, wenn man in einer Beziehung ist. Doch wenn diese endet, kann der andere die Bilder dazu nutzen, einem massiv zu schaden.

Lange haben Sie einzelne Klassen besucht, jetzt machen Sie große Elternabende wie den in Haan.

Steffens: Ich brenne für das Thema, es ist immens wichtig. Aber ich kann nicht jedes Kind persönlich unterrichten, ich muss über die Eltern gehen. Sie sollten ihr Kind begleiten, auch im Internet. Präventive Elternabende mit der Polizei gab es schon, aber nicht schul- und jahrgangsübergreifend. Das würde ich gern im ganzen Kreis etablieren.

(sad)