Interview mit Klaus-Dieter Bartel (Grüne): „Es fehlt sozialer Wohnraum“
In der Reihe „Klartext“ spricht Klaus-Dieter Bartel von den Grünen über Versäumnisse in der Stadt.
Herr Bartel, nur noch acht Monate bis zur Kommunalwahl. Was gibt es für die Grünen im Hildener Stadtrat noch umzusetzen?
Klaus-Dieter Bartel: Ganz oben steht die Entscheidung, was mit dem Albert-Schweitzer-Gelände geschehen soll. Dann die Vorarbeiten zu einem Flächennutzungsplan, der die Freiflächen am Stadtrand schützt. Auch muss das integrierte Handlungskonzept für den Stadtkern abgearbeitet werden, sobald die Fördergelder freigegeben sind.
Zum Thema Albert-Schweitzer-Gelände hat sich Ihr Ratskollege Ralf Bommermann von der Allianz für Hilden klar geäußert: keine Sozialwohnungen sondern Doppel- und Reihenhäuser für Gutverdiener.
Bartel: Ich widerspreche Herrn Bommermann ausdrücklich. In den vergangenen Jahren wurde im Wesentlichen für gut situierte Singles, Rentner und Familien gebaut. Es hat nur wenig sozialer Wohnungsbau stattgefunden.
Vielleicht braucht Hilden nur Wohnraum für Wohlhabende und Rentner?
Bartel: Die wenigsten Menschen wissen, dass etwa 40 Prozent der Hildener sozialwohnungsberechtigt ist. Und das sind natürlich keineswegs nur Hartz-IV-Empfänger. Deshalb wollen wir auf dem Albert-Schweitzer-Gelände auch ein Drittel Sozialwohnungen haben. Wir wollen eine durchmischte Bebauung.
Auch für Senioren?
Bartel: Auch bei denen nimmt der Wohlstand ab: Schon bald werden 25 Prozent der Rentner auf Grundsicherung angewiesen sein. Und wir möchten, dass Senioren und junge Familien in guter Nachbarschaft zusammenleben. Wohnprojekte sind denkbar, wo sich die Generationen gegenseitig unterstützen.
Dann muss jedem also klar sein, in was für ein Wohnumfeld er oder sie zieht. Reicht das, um junge Familien anzulocken: preiswerter Wohnraum und Großelternersatz?
Bartel: Was Schulen, U3- und Ü3-Kinderbetreuung, sportliches und kulturelles Vereinsleben oder Ähnliches angeht, steht Hilden ja gut da. Auch die Familienfreundlichkeit muss immer weiterentwickelt werden, etwa durch mehr Spielmöglichkeiten in der Fußgängerzone.
Wenn es so gut aussieht, wofür könnte man denn noch die 45 Millionen Euro vom Bürgersparbuch nutzen?
Bartel: Das Geld soll auf jeden Fall nicht ausgegeben werden. Die Stadtwerke kann man ja eventuell wieder zurückkaufen. Die Versorger sollten vollständig in kommunaler Hand sein, um sie vor dem Zugriff durch große Konzerne zu schützen.
Ist das Zukunftsmusik für die Zeit nach der Kommunalwahl? Wie lautet Ihre Prognose für Hilden?
Bartel: Hilden geht es finanziell verhältnismäßig gut und einige richtige Weichenstellungen sind bereits erfolgt. Aber es gibt noch einige ökologische Herausforderungen: Einstieg in eine regionale Energieversorgung auch mit Windrädern, an denen die Bürger beteiligt werden, Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs durch Taktverdichtung, Ausbau der Elektromobilität und vieles mehr.
Wer soll das für die Grünen machen? Gibt es einen Bürgermeisterkandidaten?
Bartel: Es wird einen geben, weil es wichtig ist, im Wahlkampf bei Diskussionen präsent zu sein. Aber noch steht nichts fest.