Jazzerin an der Orgel von St. Chrysanthus und Daria: Fließende Improvisationskunst
Mit Barbara Dennerlein nahm die berühmteste Jazzorganistin unserer Zeit an der Orgel der katholischen Kirche Platz. Die Zuhörer waren begeistert.
Haan. Wer sich in den vergangenen zwei Jahren mit Pfarrer Reiner Nieswandt über Musik unterhalten hat, hörte wahrscheinlich bald auch den Namen Barbara Dennerlein.
Denn ein Konzert mit der berühmtesten Jazzorganistin unserer Zeit in Haan, das war ein lange gehegter Traum des Priesters. Entsprechend blendend muss seine Laune am Freitag gewesen ist, denn Barbara Dennerlein saß tatsächlich am Spieltisch der Orgel von St. Chrysanthus und Daria und gab ein Konzert.
Zwei Stunden später hatte sich die gute Laune des Seelsorgers auf die Zuhörer übertragen: Mit stehenden Ovationen applaudierten sie der Musikerin, die sich natürlich nicht um eine Zugabe drückte. Danach wurde es eng im zugigen Vorraum: Die verschnupfte Dennerlein signierte fleißig CDs, bis der letzte Fan bedient war — natürlich in einen warmen Mantel eingepackt.
Im Sommer waren einige Schäden an der Orgel behoben worden. Das Ende der Sanierung wurde nun mit diesem besonderen Konzert gefeiert. Auch die beiden Orgelbauer waren anwesend und zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie hatten auch einige Feinjustierungen am Klangbild vorgenommen, die sie nun im Praxistest überprüfen konnten.
Für die besondere Stimmung sorgte neben der Erwartung eines anspruchsvollen Konzertabends die farbig beleuchtete Orgel auf der Empore und der besonders ausgeleuchtete Altarraum. Dort standen auch zwei große Leinwände, auf denen die Zuhörer Dennerlein beim Spielen auf die Finger schauen konnte.
„Spiritual Movement“ lautet das Motto von Dennerleins Auseinandersetzung mit der Kirchenorgel, also die Kombination aus Spiritualität und Bewegung. So war „Green Paradise“ der Natur und dem Sommer gewidmet — für die Bewegung war ein unwiderstehlicher Salsa Rhythmus verantwortlich.
Wem die Hüften zuckten, wurde aber schnell irritiert — dieser Tanz ist im vertrackten 7/4-Takt, den Dennerlein mit Leichtigkeit meisterte, denn ihre ausgedehnten Improvisationen kamen nicht ein einziges Mal ins Stocken.
Viele Spieltechniken hat sie von ihrem Hauptinstrument, der Hammond Orgel, übernommen. Diese passen aber auch besonders gut zur Jazzmusik. Da mag sich mancher Organist fragen, warum er selbst nicht schon längst so etwas gespielt hat.
Besonders beeindruckend ist die Koordination von Füßen und linker Hand, für die Normalsterbliche zwei Spieler bräuchten.
So wird der „Rankett Blues“ (der von einem barocken Orgelregister inspiriert wurde) zu einem der Höhepunkte des Abends, denn dabei tobt sich die Musikerin auch in der Improvisation einmal richtig aus — bis dahin hatte sie vor allem auf schnelle Noten und leise Töne gesetzt. In den anschließenden „New York Impressions“ ertönte unvermittelt Bachs berühmte d-Moll Toccata.
Bei ihren Kirchenkonzerten stellt sich Dennerlein jedes Mal auf das jeweilige Instrument ein. „Erst wenn ich die Orgel und den Raum kennengelernt habe, entscheide ich, welche Stücke ich spiele“, erläuterte sie nach ihrem Konzert. Dafür nimmt sie sich Zeit: Zwei Tage vor dem Konzert war sie angereist, um sich gewissenhaft vorzubereiten.