Jugendliche managen den Betrieb
Das Haaner Jugendcafé ist mehr als ein Treffpunkt. Hier sind Teenager für sich selbst verantwortlich und unterstützen sich gegenseitig.
Haan. Was gut ist, entscheidet immer noch der Kunde. Und wenn es danach geht, muss der Kaffee im Haaner Jugendcafé hervorragend sein. Wohin man blickt im JuCa, so der Kurzname des Ladens an der Kaiserstraße, steht eine Tasse des frisch aufgebrühten Wachmachers. „Wir haben nach einem Alleinstellungsmerkmal gesucht“, erklärt Meike Lukat aus dem Vorstand des Trägervereins. „Handgebrühten Kaffee gibt es in der Umgebung nur bei uns.“
Die Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal hätte es indes gar nicht gebraucht — schließlich ist das JuCa an sich bereits eine einzigartige Institution in der Haaner Innenstadt. Bis vor wenigen Wochen gab es dort keinen ähnlich konzipierten Raum. Der Clou: Weil das Café fast ausschließlich von Jugendlichen betrieben wird, ist es auch genau auf deren Bedürfnisse ausgerichtet.
Wer sich im JuCa umhört, der merkt, dass genau das den Haaner Jugendlichen zuvor gefehlt hat — ein Ort, an dem sie für sich selbst verantwortlich sind, sich gegenseitig helfen und weitestgehend auf eigenen Beinen stehen können. Einer, den die Idee des JuCas so sehr überzeugt hat, dass er dort mittlerweile selbst hinter der Theke steht und Gäste bewirtet, ist Anton Krafczyk. „Das Konzept, dass hier Jugendliche etwas für Jugendliche tun, gefällt mir einfach“, erklärt der 16-Jährige sein Engagement.
Durch einen Freund erfuhr er vom Jugendcafé, heute verkauft er dort etwa Crêpes oder Getränke an andere Jungen und Mädchen seines Alters. Von denen gibt es im Laden selbstredend genug. An den Tischen sitzen Jugendliche im Alter von etwa 13 bis 19 Jahren, sie spielen, quatschen und essen oder erledigen dort ihre Hausaufgaben.
Dass sie all dies im JuCa tun, liegt sicherlich auch an der Preisgestaltung. Damit auch diejenigen, die finanziell schwächer gestellt sind, zur Gruppe der JuCa-Besucher gehören können, sind die Preise für Speisen und Getränke möglichst günstig gehalten. Der Effekt: Die arbeitenden Teenager profitieren von ausreichend zahlender Kundschaft und die jungen Besucher können regelmäßig ins Café kommen, ohne sich in Unkosten stürzen zu müssen — so geben sich die Jugendlichen gegenseitig Halt. Finanziell, aber zugleich auch emotional.
Überhaupt scheint es so, als verkehre im JuCa eine große Gruppe Gleichgesinnter. Das bestätigt auch Felix Blossey, Mitglied im Jugendvorstand: „Es gibt hier keine Probleme untereinander. Das liegt zu Beispiel an der klaren Rollenverteilung unter den Mitarbeitern. Und wenn es zum Beispiel mal im Schichtplan eng wird, stehen genug Jugendliche bereit, die einspringen könnten.“ Das JuCa ist allerdings bei weitem nicht nur ein Ort, an dem sich die Jugend trifft und gegenseitig unterstützt. Durch die eigenständige Arbeit werden die Teenager dort auch auf das spätere Leben vorbereitet. Wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen, Schichtpläne erstellen, selbstständig einen Betrieb aufrechterhalten: Im Jugend-Café werden die Jugendlichen auf das Berufsleben vorbereitet. Das weiß auch Anton Krafczyk: „Wer später kellnern möchte, kann hier schon erste Erfahrungen sammeln“, sagt er. Kaffeekochen haben sie anscheinend schon gelernt im JuCa.