Junge Straßenmusiker bessern ihre Urlaubskasse auf
In Hilden spielen Kinder in der Fußgängerzone.
Hilden. Einen großen, kleinen Fan hat Marie Eick — Kerssenbrock bereits wenige Minuten, nachdem sie ihre Geige ausgepackt hat. Der anderthalbjährige Noah steht mit staunenden Augen und offenem Mund vor der 13-Jährigen und lauscht andächtig ihrem Violinenspiel. Gemeinsam mit Bruder Philipp (Horn) und Freundin Karla (ebenfalls Geige) nimmt Marie bereits zum dritten Mal am Straßenmusikertag teil und bessert so ihre Urlaubskasse auf.
Diesmal haben die Drei ihre Notenständer am Rande des Wochenmarktes aufgebaut. „Toll, was die jungen Leute sich heutzutage trauen“, schwärmt eine ältere Marktbesucherin und kramt aus ihrem vollbepackten Obstkorb ihr Portemonnaie heraus. Ob „Fluch der Karibik“ oder „ Viva la Vida“, das was die jungen Musiker spielen, hat Anspruch und Niveau. Kein Wunder, alle drei haben seit Jahren Musikunterricht und besuchen die Musiktalentförderklassen des Bonhoeffer-Gymnasiums.
Über 20 Kinder und Jugendliche haben sich in diesem Jahr zum Straßenmusikertag angemeldet — die Jüngsten (Blockflöte) sind gerade mal acht Jahre alt, erzählt Volker Hillebrandt vom Stadtmarketing. Viele spielen Geige oder Gitarre und stehen meistens zu zweit verteilt in der gesamten Innenstadt.
Unüberhörbar ist der zwölfjährige Tim. Mit wuchtigen Beats trommelt er auf seinem Schlagzeug, eine riesige Menschenmenge bestaunt ihn. Für die Mitarbeiter der umliegenden Geschäfte bedeutet das eine harte Geduldsprobe, das weiß auch Volker Hillebrandt. „Die jungen Menschen haben aber in der Regel die Sympathien auf ihrer Seite, im Gegensatz zu einigen wenigen Straßenmusikern, die einem mit dem immer gleichen Repertoire die Nerven rauben.“
Der kleine Noah jedenfalls steht auch eine halbe Stunde später noch begeistert an Maries Seite. Besonders fasziniert ihn aber jetzt der geöffnete Geigenkoffer mit dem vielen Kleingeld. Ob man nun Geld reinlegt oder rausnimmt — Noah ist sich da noch nicht ganz sicher.
Karla, Marie und Philipp grinsen. Ein paar Cent mehr oder weniger sind ihnen gar nicht so wichtig. Es geht auch um den Spaß und die Anerkennung. Zum Schluss haben die Drei jeweils etwas über 50 Euro erspielt. Marie resümiert: „Im vergangenen Jahr war es das Doppelte, aber bei dem schlechten Wetter kein Wunder.“