Kandidaten sind im Netz sehr blass
Von den Haaner Bürgermeisteranwärtern begeistern nur wenige im Internet. Ein Check der Seiten.
Das Netz verzeiht nichts. Und es vergisst nichts. Das ist manchmal schlecht für Bürgermeister-Kandidaten — und gut für Wähler. Zwei Monate vor der Bürgermeisterwahl von Haan haben wir ins Netz geschaut. Was erfahren Bürger auf Facebook und auf den Webseiten über die Kandidaten?
Knut vom Bovert, parteilos Sein Lächeln füllt die komplette Homepage: „Viel erreicht. Viel vor. Knut vom Bovert“ blendet sich als Wechselschrift neben dem Portrait ein. Der grüne Punkt hinter „Viel erreicht“ steht auf einer grünen Wiese — nahezu unsichtbar. Das wirkt wie ein Schreibfehler schon im Slogan. Die Texte hält der Rechtsanwalt kurz und knapp — das ist gut. Das Erreichte zeigt er im Bild — ein Haaner Erfolgsalbum. In fünf Punkten listet er seine Prioritäten für die kommenden fünf Jahre im Bürgermeisteramt — so er denn gewählt werden sollte: Arbeitsplätze schaffen, bessere Ausbildungsmöglichkeiten, die Innenstadt entwickeln, das Bürgerhaus Gruiten und die Selbstständigkeit der Stadt-Sparkasse erhalten. Die Facebookseite von vom Bovert wirkt so, als sei sie noch nicht sehr lange online. 58 Freunde und fünf verlinkte Webseiten, Einträge nicht täglich: Vom Bovert kommt aus einer Generation, der Facebook fremd ist.
Bettina Warnecke, parteilose CDU-Kandidatin Bettina Warnecke ist Chefredakteurin im Presse- und Informationszentrum Personal im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. Puh, welch ein Titel! Aber die Frau weiß, wie es geht. Ihre Webseite ist sehr modern, sehr aufgeräumt, die Facebookseite täglich gepflegt. 133 Personen gefällt das. Hier ist jemand unterwegs, der die Klaviatur des Internets zu spielen weiß. Inhaltlich scheinen die Prioritäten bei „Wirtschaft & Arbeit“, „Bildung“ und „Stadtentwicklung“ nicht weit entfernt zu sein vom Amtsinhaber. „Moderne Verwaltung“ und die „Finanzen“ beschreiben das Veränderungspotenzial. Daumen rauf!
Jörg Dürr, SPD Der Referent für Grundsatzfragen des Europarechts im NRW-Wirtschaftsministerium bräuchte dringend Nachhilfe im Netz. Ob man auf die Webseite schaut oder auf die Facebookseite — zwar steht groß „Aufbruch“ drüber, doch das von ihm gewünschte „Haan 4.0“ ist an Aufmachung und Inhalten nicht zu erklicken. Manchmal wird die Facebookseite mehrere Tage lang nicht gepflegt. Auf der Webseite sind die Prioritäten wie „bürgernahe Verwaltung“ und „Stärkung des Wirtschaftsstandortes“ in langen Textpaketen ausgeführt und nicht in griffigen Spiegelstrichen. An allen Ecken und Enden wird deutlich: Die Netzwelt ist nicht die von Jörg Dürr. Das allein wäre nicht schlimm. Nur anscheinend sagt es ihm niemand und es gibt offenbar auch keine qualifizierte Unterstützung durch die Partei.
Meike Lukat (Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan, WLH) Im Rahmen der WLH-Webseite stellt sich Meike Lukat vor — als vierter von elf Navigationspunkten. Entschlossenheit sieht irgendwie anders aus. Zum Lebenslauf ist eine PDF-Datei verlinkt, zu den Prioritäten die sechsseitige Kandidatinnenrede. Wer sich hier einarbeiten möchte, braucht wirklich viel Geduld. Als Visitenkarte im Internet — völlig untauglich. Umso eifriger ist Meike Lukat in Facebook unterwegs. Dort hat sie den aktivsten Auftritt der Kandidaten, ein großes Fotoalbum, viele verlinkte Haaner-Seiten. Unterm Strich: ein „Like“ für Facebook, Daumen runter für den WLH-Webauftritt.
Zu der parteilosen Gabriele Haage — sie muss über eine ausreichende Zahl von Unterschriften erst noch zur Bürgermeisterkandidatur zugelassen werden — war nichts in Facebook und Internet zu finden.