Kita-Beiträge: „Ich fühle mich betrogen“
Die geplante Änderung der Beiträge für Kita-Plätze ruft betroffene Eltern auf den Plan. Sie wollen das nicht hinnehmen.
Haan. Der Sohn von Silke und Frank Castrop ist 19 Monate alt. Im Sommer, wenn sein erstes Jahr im Kindergarten beginnt, ist er knapp zwei Jahre alt. „Als wir Jan in der Kita angemeldet haben, sind wir von einem monatlichen Elternbeitrag von 270 Euro ausgegangen“, sagt Silke Castrop.
Grundlage der Berechnung ihres Beitrags ist die vom Stadtrat zum 1. August 2009 beschlossene Satzung für Elternbeiträge für Plätze in den Kindertagesstätten. Die unterscheidet zwischen Kindern unter und über zwei Jahren und berechnet sich nach der Betreuungszeit und dem Jahreseinkommen der Eltern.
„Ich fühle mich betrogen“, sagt Silke Castrop. Anlass für ihren Unmut ist das vom Stadtrat geplante Inkrafttreten der alten Satzung, die zwischen Kindern unter und über drei Jahre unterschied. „Das bedeutet für uns, dass wir ein volles Jahr statt der 270 Euro 557 Euro im Monat bezahlen müssen“, sagt sie.
Das seien 3600 Euro mehr im Jahr. Und nicht nur ihre Familie in der höchsten Stufe — mit einem Jahreseinkommen von mehr als 75 000 Euro — treffe die geplante Änderung der Elternbeiträge. „Für alle Mütter und Väter mit Kindern ab zwei Jahren, die in eine Kita gehen sollen, verdoppeln sich die Beträge.“
Mit Silke und Frank Castrop trafen sich gestern Nachmittag weitere verärgerte Mütter und Väter im Pfarrheim von St. Nikolaus. Daniela Brümmer, Vorsitzende des Elternrates im Caritas-Familienzentrum in Gruiten hatte dazu aufgerufen. Sie macht nicht nur die Erhöhung der Beiträge wütend.
Auch die Tatsache, dass Eltern mit einem Jahreseinkommen ab 12 300 Euro wieder Kitabeiträge zahlen sollen, passt ihr nicht. „Wer 12 300 Euro im Jahr verdient, hat netto 1000 Euro im Monat — und soll dann noch für einen Kindergartenplatz bezahlen?“, fragte sie in die Runde, an der auch Jugendhilfeausschussvorsitzender Jochen Sack (GAL) und seine Stellvertreterin Marlies Goetze (CDU) teilnahmen.
Thematisiert wurde auch das Defizit von 96 000 Euro in der Stadtkasse durch die vor zwei Jahren in Kraft getretene neue Satzung. „Das ist doch eine läppische Summe im Verhältnis zu dem, was die Stadt sonst ausgibt“, sagte der Vater einer anderthalb Jahre alten Tochter, die im Hasenhaus lebt.
„Die geplante Satzungsänderung macht die Stadt kinderfeindlich. Es ärgert mich, dass die Politik es sich so einfach macht. Aber ich bin bereit, der Stadt in dieser Sache das Leben schwer zu machen“, kündigte er an. Er und die anderen Mütter und Väter wollen jetzt einen offenen Brief formulieren und sich im nächsten Jugendhilfeausschuss zu Wort melden.