Kontroverse zur Gesamtschule

Hohe Wellen schlug ein Antrag von SPD, GAL und WLH.

Einen Moment lang blieb es still. Anderthalb Stunden lang hatten sich CDU, FDP, SPD, GAL und WLH heftige Wortgefechte um das Thema Gesamtschule geliefert, bevor Sachverständiger Dr. Detlef Garbe Ergebnisse aus der vergangenen Sitzung des Arbeitskreises Schulstrukturplanung vortrug: Eine Gesamtschule kann neben dem Gymnasium existieren, die Zahlen der Grundschüler lassen das zu. Haupt- und Realschule würden aufgegeben. Die Gesamtschule könnte im Schulzentrum Walder Straße Platz finden, nur zwei Räume würden fehlen.

Container könnten diese Lücke schließen. Ist eine Genehmigung im Jahr 2017 gewünscht, müssen die ersten Planungsschritte im Mai dieses Jahres vollzogen werden. Doch als Garbe gefragt wurde, wie groß die Chancen tatsächlich sind, um in Haan die erforderlichen 100 Anmeldungen für eine Gesamtschule zusammen zu bekommen, da kehrte für einen kurzen Augenblick Schweigen ein.

Garbe hatte Zusammenhalt eingefordert: „Treten Sie als politische Einheit auf. Sie haben nur einen Ansprechpartner: die Eltern da draußen. Was nicht geschehen darf, ist, dass eine der bestehenden Schulen das Verfahren torpediert.“ Als der Sachverständige dies sagte, herrschte einen Moment nachdenkliches Schweigen. Wohl deshalb, weil den Anwesenden bewusst war, dass Haan diese Voraussetzungen nicht vorweisen kann. CDU und FDP haben noch Diskussionsbedarf.

Für das Gymnasium ist die Gesamtschule Konkurrenz. Und für die Realschule ist sie der Todesstoß. Zündender Funke der zwei Stunden währenden Auseinandersetzung war ein gemeinsamer Antrag von SPD, GAL und WLH. Die drei Fraktionen hatten sich dafür ausgesprochen, in den aktuellen Haushalt Geld einzuwerben, um die Planungskosten für eine Gesamtschule bezahlen zu können.

Die Mehrheit des Ausschusses stimmte letztlich dafür. Doch mit ihrem Antrag haben die Fraktionen Informationen aus dem nicht-öffentlichen Arbeitskreis „Schulstrukturplanung“ ausgeplaudert und dort getroffene Absprachen gebrochen, kritisierten CDU und FDP. Als „völlig verfrüht“ sei das Thema „absprachewidrig in die Öffentlichkeit“ gekommen, sagte CDU-Fraktionschef Jens Lemke, der seinerseits einen Antrag eingereicht hatte — er wurde abgelehnt. Doch CDU und FDP wollen auf die Bremse treten. Lemke: „Welche Planungskosten? Wofür? Dieses Jahr passiert doch nichts mehr, das wissen Sie selber.“

Anette Braun-Kohl (CDU): „Die Eile, die hier eingelegt wird, tut der Sache nicht gut.“ Dieter Gräßler (CDU): „Werde ich dazu gezwungen abzustimmen, ohne vorher die Unterlagen prüfen zu können, dann rufe ich die Kommunalaufsicht an.“ Und Gräßler an anderer Stelle: „Ich sehe hier, dass wir über den Tisch gezogen werden sollen.“ FDP-Fraktionschef Michael Ruppert riet zu einer „vorsichtigen, behutsamen Vorgehensweise“.

Auch Realschulleiter Reinold Mertens scheint an einer Entschleunigung gelegen: Er dankte Garbe dafür, dass dieser einen eher gemächlichen Zeitplan für die Einrichtung der Gesamtschule aufgestellt hat. „Dadurch ist mehr Ruhe reingekommen.“