Künstler aus Haan nutzen moderne Technik
Güdny Schneider-Mombaur und Wolf de Haan präsentieren eine Kunstaktion mit 3D-Drucker.
Haan. „Augenmerk“ lautet der Titel einer Ausstellung zum Lutherjahr, die vom 1. bis 30. Juni in der Haaner Kirche zu sehen sein wird. Die Künstler Güdny Schneider-Mombaur und Wolf de Haan stellen Jesus als verletzliche und rostig wirkende Figur dar und erzeugen mittels eines 3D-Druckers in der Evangelischen Kirche zugleich 100 weitere Anfertigungen dieser Skulptur, die als handsigniertes Kunstwerk zu kaufen sein werden. Dass diese Ausstellung unter dem Titel „Solus Christus 3D.0“ den Sohn Gottes in den Focus stellt, hat seinen guten Grund: Auch Martin Luther tat dies, als er die Gläubigen aufforderte, Christus in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen.
Verwirklicht haben beide Künstler ihr Projekt maßgeblich durch die Unterstützung des 3D-Netzwerks NRW, das in Solingen seinen Sitz hat. Das Netzwerk wurde vor zwei Jahren auf Initiative von Werner Koch, Geschäftsführer der Firma Trendlog 3D, mit Unterstützung der städtischen Wirtschaftsförderung gegründet.
Zunächst als regionale Initiative gedacht, hat das Netzwerk mittlerweile weltweit rund 300 Mitglieder. Darunter sind 15 Universitäten und mehrere Fraunhofer-Institute. Ziel des Netzwerkes ist es, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen und sie zu gemeinsamen Projekten anzuregen. So sind unter anderem einige „Froschkönige“ des Solinger Künstlers Stefan Seeger durch seine 3D-Drucker entstanden. Auch der in Wuppertal lebende Künstler Tony Cragg arbeitet gelegentlich mit der modernen Technik.
Neuland ist der künstlerische Einsatz der Drucker hingegen für das Duo Güdny Schneider-Mombaur und Wolf de Haan. Das Projekt der Künstler mit dem Titel „Solus Christus 3.D.0“ stellte eine bisher nicht erlebte Herausforderung für Werner Koch dar. Denn das Originalmodell, eine beschädigte Christus-Figur, soll während des einmonatigen Events in der evangelischen Kirche in Haan sogar während der dortigen Gottesdienste live vor Ort vervielfältigt werden.
Je nach Qualität und Größe der Christus-Figuren dauert deren Druck zwischen 45 Minuten und 24 Stunden. Gefertigt werden sie laut Koch aus einem biologisch abbaubaren Kunststoff. Den fügt der Drucker nach dem zuvor gescannten Original Schicht für Schicht zu einer Kopie zusammen. Die Vorlage selbst ist etwa 20 Zentimeter groß und kann von dem auf dem Altar stehenden Drucker bis zu einer Größe von 60 Zentimetern reproduziert werden.
„Ohne das 3D-Netzwerk hätten wir unsere Idee nicht realisieren können“, betont Güdny Schneider-Mombaur. Ihr Konzept verweist theologisch auf die Solas der Reformation. Es greift die Lehre auf, dass es für den Menschen nur Jesus Christus bedarf, um die Gnade Gottes zu empfangen.
Weltlich und auch historisch bezieht sich das Projekt auf das Prinzip der Vervielfältigung durch die Druckkunst: Die Reformatoren um Martin Luther benutzten die Erfindung Gutenbergs als Massenmedium, um ihre Schriften zu verbreiten.
Güdny Schneider-Mombaur erklärt die Grundlagen ihres Werks wie folgt: „Durch die dreidimensionale Vervielfältigung des christlichen Symbols erzielen wir Aufmerksamkeit, aktualisieren und erreichen neue Zielgruppen in einer weitgehend digitalisierten Welt. Dem im wörtlichen Sinn alten Modell der Christus-Figur wollen wir eine formale Aktualisierung durch den Einsatz einer modernen Technologie ermöglichen, die zwar bekannt ist, aber noch nicht so verbreitet, dass sie nicht immer noch eine Faszination auf den Betrachter und Benutzer ausübt.“
Die Installation ist Teil der Aktion „Augenmerk — Kirche neu sehen“, die der Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann zum Lutherjahr in zehn Gemeinden veranstaltet. Haan ist eine davon.