Meister Lampe hat viel zu tun in Hasenhaus

Wenn nicht im Gruitener Ortsteil, wo sonst könnte der Osterhase anzutreffen sein? Passanten und Kinder helfen bei der Suche.

Haan. Auf der Suche nach dem Osterhasen? Klar, das geht nur in Hasenhaus. Also nix wie hin nach Gruiten, wo ein Ortsteil diesen Namen trägt. Im Rucksack habe ich ein Handy zum Fotografieren, einen Block, ein paar Ostereier und — nun ja — einen Plüschhasen als Plan B. Falls Hasenhaus seinem Namen nun wirklich keine Ehre macht.

„Haben Sie schon den Osterhasen gesehen?“, frage ich Johanna Voß (77), während ihr Hund namens Chirac an meinem Rucksack schnüffelt. „Nein“, antwortet sie und hat die Erklärung gleich parat: „Aber ich komme ja auch nicht aus Hasenhaus.“ Bei Sybilla Rauen (79) habe ich mehr Glück. „Ja, der Hase ist bei mir in der Küche“, sagt sie. Eine Holzfigur, kein richtiger Hase. Aber von ihrem Küchenfenster, da kann sie hin und wieder mal echte Hasen beobachten, erzählt sie. In den vergangenen Tagen hat sie nur noch keinen gesehen.

Bei Hans-Willi Berkenbusch steht ein mannhoher Hase auf dem Balkon. „Den hat meine Tochter mal vom Trödelmarkt mitgebracht“, erzählt er. Die Figur, innen hohl und vielleicht von einem Jahrmarkt stammend, hat eine Zigarre zwischen den Lippen. Ich staune. Freut sich Berkenbusch schon auf die Ostersüßigkeiten? „Eher nicht“, antwortet er darauf. „Ich mag lieber richtige Hühnereier.“

Die Reportage ruft. Ich suche nach Spuren des Osterhasen, um sie zu knipsen. Davon gibt es genug. Hauseingänge sind mit Keramik-Figuren, Ziersträucher in Vorgärten mit Plastik-Ostereiern geschmückt. Ich nehme zwei Tulpen mit einem Osterei ins Visier. Da stupst mich von hinten etwas an. Ich drehe mich um. Vor mir steht der Osterhase. Die Spitzen seiner Ohren reichen mir bis zum Bauchnabel. „Was machst du da?“, fragt er. „Ich fotografiere ein Osterei“, antworte ich und gucke verwirrt. Spreche ich da gerade mit einem Hasen? Der Osterhase blinzelt mich an. „Wie heißt du?“, fragt er. „Alex, und du?“ — „Kurt“, antwortet er. Ich gucke noch verwirrter. Ein Osterhase, der Kurt heißt? Der Hase bemerkt meinen Blick und seine Augen werden schmaler. „Nee, ist klar. Ich hätte auch lieber Leon oder Paul geheißen. Aber es ist jetzt nun eben mal so.“

Ich fasse mich. „Job schon erledigt?“, frage ich betont lässig. „Wonach sieht das aus?“, fragt der Hase zurück und weist mit der Pfote auf die geschmückten Ziersträucher. Eine etwas magere Bilanz, denke ich. „Und sonst so?“, frage ich, und Kurt weiß schon, wo der Hase langläuft. Er begleitet mich zur Kita Hasenhaus, wo die Kinder der Kleeblatt-Gruppe gerade nach ihren Osternestern suchen.

Kurt bleibt natürlich draußen. Er will nicht gesehen werden. Die Begeisterung der Vier- bis Fünfjährigen ist groß. „Der Osterhase war da!“, rufen sie im Chor und zeigen stolz bunte Sandkasten-Förmchen vor, die mit Süßigkeiten gefüllt sind. „Habt ihr denn auch den Osterhasen gesehen?“, frage ich und denke an Kurt. „Klar, der hat sich angeschlichen“, sagt Mia. „Ich habe einen Schatten gesehen!“, ruft Lena. „Einen Osterhasenschatten“, ergänzt Tim. Kurt wartet immer noch vor dem Eingang, als ich die Kita wieder verlasse. Als ich ihm von den Schilderungen der Kinder erzähle, schmunzelt er. Natürlich hat ihn niemand gesehen. Dafür ist er lange genug als Profi im Geschäft.

Ich frage Kurt, ob er Zigarre raucht. „Natürlich nicht!“, antwortet er entrüstet. Wir unterhalten uns noch lange. Sprechen über das Bürgerbegehren zum Abitur nach neun Jahren, über die Solidarität von Schalke mit Borussia nach dem Attentat und die besten Rezepte für Löwenzahnsalat.

Dann schauen wir in Richtung Osterholz. Kurt blinzelt ein wenig. Dann hoppelt er los.

Es gibt viel zu tun.