Präventionsabend im Gymnasium Tipps gegen die Ohnmacht von Eltern

Haan · Es war ein hochinformativer und teils bedrückender Info-Abend, den Stadt und Polizei im Gymnasium Adlerstraße zu Straftaten im Internet veranstalteten. Dabei ging es um die Gefahren, zum Opfer zu werden, aber auch zum Täter.

Beim Infoabend zum Thema Kinderschutz und Straftaten im Netz war Anne Henze (Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin) die Aufmerksamkeit des ganzen Saales sicher.

Beim Infoabend zum Thema Kinderschutz und Straftaten im Netz war Anne Henze (Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin) die Aufmerksamkeit des ganzen Saales sicher.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Nur wenige Plätze waren frei geblieben in der Aula des Städtischen Gymnasiums, als am Mittwochabend die Veranstaltung zum Thema „Cyber-Kriminalität“ stattfand. Eingeladen hatten Simona Berkholz, Koordinatorin des Erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes bei der Stadt Haan, Sozialarbeiterin Kira Bergmann und Kriminalkommissarin Ilka Steffens. Sie ist bei der Kreispolizeibehörde Mettmann im Bereich Kriminalprävention tätig und hält Fachvorträge, wie man die Risiken minimiert, Opfer und vielleicht sogar auch Täter im Bereich Cyber-Kriminalität zu werden.

Der Schwerpunkt anlässlich des am 6. Februar deutschlandweit begangenen „Safer Internet Day“ ist diesmal „Let’s talk about Porno“. Aus diesem Spektrum wurde der Schwerpunkt auf „Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Netz“ gelegt.

Kinder müssen bei Schutzkonzepten beteiligt werden

„Die Einladung ist an Eltern, Erziehungs- und Sorgeberechtigte, pädagogische Fachkräfte und Interessierte, die in der Kinder- und Jugendarbeit in Haan tätig sind, gerichtet gewesen. Es haben sich mehr als 200 Personen angemeldet,“ freute sich Simona Berkholz in ihrer Begrüßung über die große Resonanz, um dann dazu überzugehen, sich und den Arbeitsbereich vorzustellen, den sie seit eineinhalb Jahren bekleidet: „Meine Aufgabe besteht darin, in allen Bereichen des Erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes die Akteure zu beraten“, berichtete Berkholz. So helfe sie bei der Erstellung eines Schutzkonzepts, das alle Institutionen und Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche betreut werden, erarbeiten müssen. Denn Kinder werden mit der Änderung des Kinderschutzkonzeptes 2022 als Träger eigener Rechte gesehen. Sie sind auch an der Erarbeitung dieser Schutzkonzepte zu beteiligen. „Kontaktieren sie mich gern, wenn Sie Hilfe oder eine Mitarbeiterschulung benötigen“, bot Berkholz an.

Dann übergab sie an Anne Henze, die eine von rund 160 Stellen innehat, die das Land NRW nach der Aufdeckung der erschütternden Fälle von (organisiertem) Kindesmissbrauch in Lügde, Bergisch-Gladbach und Münster geschaffen hat. Es sei ein niederschwelliges Angebot für Eltern oder Menschen, die beruflich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, wenn diese „das typische Bauchgefühl haben, dass ihre Schutzbefohlenen Opfer sexualisierter oder sexueller Gewalt geworden sind“. Henze appellierte, dieses Gefühl ernst zu nehmen. „Außerdem biete ich von solchen Gewalttaten betroffenen Kindern eine Übergangshilfe – zwei Plätze, die zum Stabilisieren da sind, bis Plätze bei niedergelassenen Kollegen oder in einer stationären Einrichtung frei sind.“

Ihre nach Haan mitgebracht Folien boten „schwere Kost“, ging es doch nicht nur um das Erkennen von Anzeichen, sondern auch um die perfiden Methoden von Tätern. Es drehe sich immer um Macht und das Ausnutzen des Gefälles vom Täter zum Betroffenen, berichtete sie. Henze beschrieb auch die Tätertypen, die sich im Netz tummeln. Dort sei der Anteil von Frauen übrigens höher als in der „analogen Welt“. Wenn sie als Täterinnen agierten, seien zumeist Jungen ihre Opfer. „Untersuchungen zu sexualisierter Gewalt sagen, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei, andere sprechen gar von vier bis fünf, Kinder sitzen, die Opfer sexueller Gewalt werden“, sagte Henze: „2022 waren es deutschlandweit 48 Kinder pro Tag.“

Eltern sind für Medienerziehung der Kinder zuständig

Kriminalhauptkommissarin Ilka Steffens als letzte Referentin des Abends stellte zunächst klar: „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum.“ An die Eltern erging die Botschaft: „Sie sind für die Medienerziehung Ihrer Kinder zuständig.“ Dies erläuterte sie plakativ an drei miteinander in Verbindung gesetzten Zahlen: 365 Tage im Jahr sind Kinder mit ihren Eltern zusammen, rund 220 Tage sind sie in der Schule. „Hier treffen sie mich bei einer Veranstaltung in Klasse 7. Denn mit 14 Jahren sind Kinder nach Jugendrecht strafmündig.“

In Ilka Steffens‘ Vortrag ging es einerseits darum, was Kinder und Jugendliche davor schützt, im Netz zu Opfern von sexualisierter Gewalt zu werden. Es ging aber auch darum, nicht – womöglich aus Unwissenheit – zum Täter zu werden: „Wenn im Klassenchat Bilder oder Videos mit strafbaren Inhalten kursieren und Ihr Kind draufklickt, macht es sich strafbar“, warnte Ilka Steffens.

Zum Schluss gab sie den Zuhörenden mit: „Machen Sie Ihren Kindern keine Angst. Es geht darum, ihnen Wissen zu vermitteln, das davor schützt, zu Opfern zu werden.“