Mit der Kälte geht das Eis

Eisverkäufer Ralf Michel schließt seine Eisdiele Dinges am Freitag für den Winter. Zeit, um die Füße hochzulegen, hat er aber nicht.

Hilden. „Wenn der erste Spekulatius in den Regalen steht, wissen wir, dass die Saison gelaufen ist.“ Ralf Michel, Inhaber der Eisdiele Dinges, lehnt sich entspannt zurück.

So sei das nun mal in einem Saisonbetrieb, sagt der 49-jährige und fügt hinzu: „Eis gehört nun mal zum Frühling und Sommer und ich finde es auch albern, dass immer mehr versucht wird, saisonale Grenzen zu überschreiten.“

Spätestens Mitte September wird merklich weniger Umsatz gemacht, erzählt Michel. Kunden, die sechs Sorten im Becher plus Sahne wünschen, werden zunehmend zu Exoten.

Jetzt, im Spätherbst, gehen die Wünsche selbst an sonnigen, warmen Tagen selten über ein, zwei Kugeln hinaus. Besonders gefragt seien derzeit die Geschmacksnuancen „Lebkuchen “ und die kräftig rosafarbene „Drachenfrucht“, erzählt Joana Schosteck, die bereits zwölf Jahre bei Dinges aushilft.

Ralf Michel ist eigentlich gelernter Konditor, hat auch die Eisherstellung von der Pieke auf gelernt. Als 2001 ein neuer Pächter für die seit den 70er-Jahren bestehende Eisdiele gesucht wurde, wagte er den Schritt in die bis dahin unbekannte Selbstständigkeit.

Eine Entscheidung, die Michel bis heute nicht bereut hat: „Gastronomie muss man lieben und das tue ich, außerdem kann ich meine Kreativität ausleben, indem ich zum Beispiel neue Eissorten kreiere.“

Allerheiligen gegen 18 Uhr schließt die Eisdiele für diesesJahr — die beiden anderen, die Filiale an der Walderstraße und die Eiskiste, haben bereits vor einigen Tagen den Betrieb eingestellt. Erst Mitte Januar geht es weiter.

Für Michel bedeutet das aber mit Sicherheit keine zehn Wochen wohlverdiente Winterpause, in denen er die Füße hochlegen und nichts tun kann. „Wir brauchen rund vier Wochen davon, um die Läden auf Vordermann zu bringen“, sagt Michel. „Natürlich würde ich dann gerne mal in den Urlaub fahren, aber erstens habe ich schulpflichtige Kinder und zweitens ist ja auch zu Hause so einiges liegen geblieben.“

Dazu kommt, dass gerade die vergangene Saison für den dreifachen Familienvater regelrecht ins Wasser gefallen ist. „Der Frühling war ja nicht wirklich schön. Und die dauernden Großbaustellen hier an der Hochdahler Straße haben unseren Kunden jegliche Parkmöglichkeiten genommen. Wir haben finanzielle Einbußen von rund 70 Prozent in diesem Jahr.“

Vielleicht kann Ralf Michel am Freitag seinen Umsatzbilanz noch ein wenig nach oben korrigieren. Wie in jedem Jahr bietet er Allerheiligen ab elf Uhr seine Eiskugeln für die Hälfte des üblichen Preises an. Diesmal sind es 40 Cent — pro Kugel.