Tarifverhandlungen in Haan Mehr als 100 Tage Streik am Handelshof
Hilden · Bereits seit Juli streiken rund 25 Mitarbeiter täglich. Das Angebot des Arbeitgebers ist ihnen zu wenig.
Als die Mitarbeiter des Handelshofes mit ihrem Streik begannen, war es noch warm. „Das war im Juli“, erinnert sich Willi Brück, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Seit über 100 Tagen streiken er und rund 25 bis 30 Kollegen, die alle Mitglieder der Gewerkschaft Verdi sind, täglich. Eine Unterbrechung gab es nur Anfang dieser Woche: „Corona und diverse Erkältungskrankheiten führten zu einem zu hohen Krankenstand, daher haben wir einen Tag ausgesetzt.“ Ansonsten stehen alle täglich gut drei Stunden vor dem Handelshof und streiken, bei Regen, bei Schnee und bei vier Grad.
„Leider sind die Verhandlungen diesmal sehr zähflüssig“, berichtet Willi Brück. „Die Tarifverhandlungen ziehen sich jetzt schon seit beinahe acht Monaten.“ Die Arbeitgeber stellten zuletzt sieben Prozent ab dem 1. Dezember und weitere drei Prozent in Aussicht zuzüglich einer Prämie in Höhe von 1000 Euro, um die Inflationsrate auszugleichen. „Aber wenn man sich die allgemeine Teuerungsrate ansieht, deckt das ja noch nicht einmal die Folgen der Inflation“, erklärt Brück. So läge die allgemeine Teuerungsrate etwa für Lebensmittel bei durchschnittlich 14,5 Prozent. Auch die Preise für das Wohnen und die Energie seien um etwa sechs Prozent gestiegen, „eigentlich ist ja alles teurer geworden und wird es noch“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Er selbst war sehr viel vor Ort, „ich mache eigentlich immer mit wenn wir zum streiken aufgerufen werden. Aber das machen viele Kollegen. Ich bewundere wirklich ihr Durchhaltevermögen.“
Zu hoffen sei, dass eine Einigung schnell erzielt würde. „So ein langer Streik zehrt natürlich.“ Kaffee bringen die Kollegen mit, ab und zu bestellt jemand Brötchen im Restaurant des Handelshofs. „Aber nicht täglich. Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier, sondern wollen etwas erreichen.“ Die Kollegen, die weiterarbeiten, während ihre im Betriebsrat und bei der Verdi organisierten Kollegen draußen streiken, hätten die Streikenden immer im Blick, sagt Brück. „Natürlich ist es schade, dass sie Mehrarbeit haben, weil andere fehlen.“ Unfair findet er, wenn jemand versucht, die Streikenden gegen die Nicht-Streikenden auszuspielen und umgekehrt.