Politik in Hilden Verärgerte Landwirte setzen erste Zeichen

Hilden · In den von der Bundesregierung angekündigten Subventionsstreichungen sehen viele Bauern einen existenzbedrohenden Wettbewerbsnachteil. Am Mittwoch setzten nicht nur in Hilden Landwirte ein erstes Zeichen.

Ein erstes Zeichen setzten die protestierenden Landwirte am Mittwochabend auf der Hochdahler Straße.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Dürften in Zeiten wie diesen nur noch Landwirte zur Bundestagswahl gehen, die drei Parteien der Ampel-Koalition würden vermutlich krachend an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Der Ärger über die von der Bundesregierung angekündigten Subventionskürzungen ist auch unter den Bauern in Hilden und Haan groß. „Denen fehlt das Grundverständnis für die Landwirtschaft“, schildert Bauer Daniel Wirtz seinen Eindruck von vielen Politikern. Damit die Probleme von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, setzten er und andere Bauern am Mittwoch nach Einbruch der Dunkelheit ein erstes Zeichen.

Auf mehreren Brücken über den Autobahnen 3 und 46 standen die Traktoren. Alleine sechs waren es auf der Hochdahler Straße in Hilden. Darunter raste der Verkehr auf jeweils drei Spuren in Richtung Norden oder Süden. Hin und wieder signalisierten vor allem die Fahrer der Lastwagen ihre Solidarität mit den Landwirten und betätigten die Lichthupe.

Fünf Meter höher war auch bei einer Temperatur von sieben Grad über Null die Stimmung frostig. „Der Bauernverband hat der Politik ein Ultimatum bis zum 8. Januar gesetzt“, erklärte Daniel Wirtz. Sollte es dabei bleiben, dass Steuererleichterungen für Maschinen und Treibstoff gestrichen werden, dann „werden wir demonstrieren, wie man es noch nicht gesehen hat“.

Kritiker des Protestes halten den Bauern vor, dass ihre Branche viel zu stark von Subventionen lebe. Die Landwirte selbst verweisen auf Wettbewerbsnachteile im internationalen Vergleich. Dafür müsse man nicht einmal Richtung Osteuropa schauen, wo allein schon das Lohnniveau und Lebensstandard deutlich niedriger sind. Wirtz zufolge können die Bauern in den Niederlanden ihre Fahrzeuge mit Heizöl betanken, während ihre deutschen Kollegen zur Tankstelle fahren müssten. Dies mache schon eine Differenz in Höhe von 30 Cent pro Liter aus. Zudem können die Preise vieler Produkte nicht frei am Markt verhandelt werden. „An Brotroggen habe ich daher kein Geld mehr verdient und das Ganze schließlich aufgegeben“, berichtet Wirtz.

In Hilden beteiligten sich laut Auskunft von Landwirt Helge Breloh alle Kollegen an der einstündigen Aktion. Er schätzt, dass kreisweit mindestens 80 Traktoren auf den Brücken über den Autobahnen ein Zeichen setzten. Drei waren es in Haan, viele weitere seien es entlang der A3 „hoch bis Ratingen“ gewesen. Die Aktion sei wenige Stunden zuvor spontan organisiert worden, berichtet Breloh. Der Hildener sieht mit der Streichung der Subventionen einen klaren Wettbewerbsnachteil für die Landwirte in Deutschland. Sollte sich an der Politik der Regierung nichts ändern, werde das zu höheren Preisen für die Endverbraucher führen, prognostiziert er.

Die Bauern sind gerade
dabei sich zu vernetzen

Die Landwirte würden sich nun vernetzen, berichtet Breloh weiter. So habe sich am Morgen eine WhatsApp-Gruppe im Allgäu gegründet, die binnen weniger Stunden von ursprünglich 200 auf die maximal mögliche Zahl von 1024 Mitstreitern anwuchs. So mussten schnell Untergruppen eingerichtet werden, bestätigt Wirtz. Auch im Rheinland würden sich die Bauern zurzeit vernetzen. Neben dem Instant-Messaging-Dienst wird auch das Instagram-Netzwerk genutzt, um sich gegenseitig über Aktionen zu informieren.

Doch wohin geht die Reise? Sehr wahrscheinlich am 8. Januar nach Berlin. Aber auch an anderen Orten in Deutschland werden die Bauern sich an diesem Tag bemerkbar machen und vielleicht auch schon früher. In Hilden sei vorerst nichts Konkretes geplant, sagt Wirtz.

Bleibt es beim stillen Protest? Die Aktion am Mittwoch sei formell einwandfrei angemeldet gewesen, teilte die Kreispolizeibehörde mit. Nicht zufällig parkte wenige Meter hinter der Brücke ein Streifenwagen, der die Situation beobachtete, denn der Verkehr habe nicht beeinträchtigt werden dürfen. Sollte sich daran etwas ändern, könnte aber auch das unter Umständen sogar formell einwandfrei angemeldet werden. In diesem Fall würden Verkehrsteilnehmer ganz legal im Stau stehen, sollte Traktoren die Straßen blockieren.