Miteinander leben mit Demenz
Netzwerk informiert Angehörige von Patienten über die Krankheit und Hilfsmöglichkeiten.
Hilden. Vor dem Bürgerhaus werden die Besucher mit einer bunten „Zirkus-Veranstaltung“ begrüßt. Es ist der Auftakt zum „Demenz-Info-Tag 2013“ und läutet gleichzeitig das Projekt „Verstehen und verstanden werden — miteinander leben mit Demenz“ ein.
Während die Band fröhliche Musik spielt, zeigt Ricarda Wingerath beispielsweise, welche Wirkung die große Stoffpuppe mit den leuchtend blauen Augen auf Menschen hat, die unter Demenz leiden. „Wir setzen sie im Wohn- und Pflegeheim ein, lassen die Bewohner die weiche Haut streicheln, und sprechen praktisch durch die Puppe mit ihnen. Das stimuliert sie, steigert ihr Wohlbefinden, denn das Gefühl bleibt ja ein Leben lang, auch wenn man sich nur noch an wenig erinnern kann“, sagt die Mitarbeiterin des Wohn- und Pflegezentrums Stadt Hilden an der Hummelsterstraße.
Dass Vorlesen zum Erinnern und Erzählen anregt, damit hat Birgit Halfkann, stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei, bereits gute Erfahrungen gemacht. Es sind Bücher aus dem Alltag, Situationen aus dem Familienleben, die den Patienten wieder in Erinnerung kommen, wenn man sie schildert. Damit die Angehörigen die Krankheit besser verstehen, hat die Bücherei entsprechende Fachliteratur vorrätig, aber auch Biografien von Angehörigen, die diesen Prozess selbst miterlebt haben.
An einem weiteren Stand im Bürgerhaus stehen sogenannte Erinnerungskisten. In einer liegen Dinge, die wohl in jeder Küche zu finden sind. Beispielsweise eine Kaffeemühle, Löffel oder Geschirr. In der Werkzeugkiste gleich daneben liegen Zangen und Schraubendreher, Maßbänder und Pinsel. „Bei Patienten, die an Demenz erkrankt sind, sollte man dahin gucken, wo die Fähigkeiten liegen und den Blick nicht nur auf Defizite legen“, empfiehlt Adelheid Reiners, die im Haus Ahorn des Dorotheenpark Seniorenzentrums, einem Altenkrankenheim, arbeitet.
„Wer nicht mehr sprechen kann, ist aber vielleicht durchaus noch in der Lage, einen Waffelteig anzurühren. Und wer früher einmal als Ingenieur gearbeitet hat, dem macht der Umgang mit Werkzeugen vielleicht mehr Spaß, als am Singkreis teilzunehmen“, nennt Reiners Beispiele aus der Praxis.
Neben den Infoständen stehen auch Fachvorträge für die Besucher auf dem Programm. Mehr als 80 Zuhörer hatte beispielsweise der Neurologe Dr. Hans Claus Leopold, als er über Demenz-Warnsymptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung referierte. Die Gene könne man zwar nicht beeinflussen, im Vorfeld aber eine Menge tun, um nicht zu erkranken, sagte er: „Auf den Blutdruck achten, den Zucker richtig einstellen, mit dem Rauchen aufhören, wenig Alkohol trinken und sich vitaminreich ernähren — damit ist schon viel getan.“Zudem betonte der Facharzt, dass die Krankheit zwar nicht heilbar sei, man aber durch geistige und körperliche Aktivitäten eine Menge erreichen könnte.