Im Wohnzimmer-Terrarium Biologe hält drei Nosferatu-Spinnen

Hilden · Drei Nosferatu-Spinnen leben im Wohnzimmer von Wolfgang Gettmann in Hilden. Der ehemalige Direktor des Aquazoos hält die Tiere in Terrarien. Er hat die Spinnen von einem Hildener Ehepaar erhalten.

Wolfgang Gettmann betrachtet eine Nosferatu-Spinne.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die kleinen Terrarien stehen im Wohnzimmer auf dem Schrank, gleich drei Nosferatu-Spinnen leben darin. „Nicht öffnen – giftig“ steht auf einem Zettel. Wolfgang Gettmann nimmt eins der Terrarien in die Hand und sucht nach dem Tier: „Ah, hier oben versteckt es sich.“

Wolfgang Gettmann ist promovierter Biologe und war lange Zeit Direktor des Düsseldorfer Aquazoos. In seinem Haus in Hilden hält er seit Kurzem drei Nosferatu-Spinnen, allesamt männlich. Ein Hildener Ehepaar hatte die Tiere nach seinem Urlaub im Haus entdeckt, der Mann war bei dem Versuch, eine der Spinnen nach draußen zu tragen, gebissen worden. Aber statt mit einem Schuh nach dem Tier zu schlagen, haben er und seine Frau die Spinnen eingefangen.

Nun leben die drei im Wohnzimmer der Familie Gettmann. Dort beobachtet der Biologe die Tiere, jedoch sind sie tagsüber eher träge. „Nosferatu-Spinnen sind nachtaktiv“, erklärt Wolfgang Gettmann. Er füttert sie mit Mehlwürmern, die in einem weiteren Terrarium leben.

Warum aber hat Gettmann überhaupt diese Spinnen bei sich zu Hause aufgenommen? Als Biologe ist er einerseits natürlich an ihnen interessiert. Andererseits möchte er aber auch für sie werben: „Spinnen sind nützliche Tiere, auch die Nosferatu-Spinne. Sie jagt und frisst beispielsweise Mücken oder andere Insekten, die uns sonst stören würden.“ Der Wissenschaftler sieht die Welt und die Natur als eine Art Netz, in dem jede Spezies einen Knoten darstellt: „Je mehr Knoten aufgehen, desto instabiler wird das Netz, in dem wir Menschen liegen – und irgendwann fallen wir durch das Netz.“

Die Nosferatu-Spinne heißt eigentlich Kräuseljagdspinne und trägt den wissenschaftlichen Namen Zoropsis spinimana. Die Weibchen erreichen eine Körpergröße von bis zu zwei Zentimeter und sind mit den Beinen etwa handtellergroß. Die Männchen werden etwas kleiner. Die Spinne stammt aus dem Mittelmeerbereich und breitet sich aktuell in unserer Region aus – der Klimawandel macht es möglich. Ihre Beißwerkzeuge sind so groß, dass sie die menschliche Haut durchdringen können. Wie die allermeisten Spinnen ist auch die Kräuseljagdspinne giftig, ihr Biss wirkt wie ein Mücken- oder ein leichter Wespenstich. Sie beißt Menschen jedoch nur zur Verteidigung, wenn sie in die Enge getrieben worden ist.

Ihren Namen hat sie bekommen, weil ihre Zeichnung auf dem Vorderkörper an den Vampir Nosferatu erinnert. Sie kann dank ihrer Hafthaare an den Beinen auch glatte Flächen hochlaufen, beispielsweise Glas. Die Nosferatu-Spinne mag Wärme und ist deshalb oft in Wohnungen und Häusern anzutreffen.

Ob Wolfgang Gettmann seine achtbeinigen Gäste irgendwann noch einmal aussetzen wird, weiß er noch nicht. „Es sind Neozoen, also Tiere, die bei uns eigentlich nicht vorkommen“, sagt er. Ob sie andere Arten verdrängen, könne momentan noch nicht gesagt werden.

Außerdem seien sie wahrscheinlich am Ende ihres Lebenszyklus’ angekommen. „Spinnen-Männchen haben genau eine Aufgabe, danach sterben sie“, sagt Gettmann: Sie müssen die Weibchen begatten, um für Nachwuchs zu sorgen. Entweder waren die drei Exemplare auf der Suche nach einer Partnerin oder sie hatten ihre Aufgabe bereits erfüllt, so Gettmann.

Einen Wunsch im Umgang mit der neuen Spinnenart hat Wolfgang Gettmann. „Keine Panik, wenn eine Spinne zu sehen ist. Es ist auch relativ unwahrscheinlich, dass es ausgerechnet diese Nosferatu-Spinne ist. Aber wenn es eine ist: Ein Glas nehmen, das Glas über die Spinne stülpen, mit einem Pappstreifen oder einem Papierstreifen drunter fassen und die Spinne nach draußen tragen. Es sind nützliche Tiere!“