Pfarrer Nieswandt: Netzwerker der Gemeinde
Pfarrer Reiner Nieswandt ist seit einem Jahr im Amt. Den Schritt, nach Haan zu kommen, hat er nie bereut. Obwohl die Gemeinden viel Arbeit machen.
Haan. Sein Vorgänger hat die katholische Gemeinde nach zwei Jahren überarbeitet und krank verlassen. Und auch Reiner Nieswandt, seit einem Jahr Pfarrer für die Kirchengemeinden St. Chrysanthus und Daria Haan sowie St. Nikolaus Gruiten, räumt ein, dass er dort deutlich mehr arbeitet als früher. Er sagt aber auch: „Ich habe den Schritt, nach Haan zu kommen und diese Stelle zu übernehmen, keinen Tag bereut.“ Nur der Abschied von der Psychiatrie-Seelsorge sei ihm schwergefallen. „Das habe ich immer sehr gerne gemacht.“
Die vergangenen zwölf Monate in Haan und Gruiten bezeichnet er als „wahnsinnig intensive Zeit“ mit einer Reihe von anspruchsvollen Aufgaben. Neben der persönlichen Seelsorge, der sich Nieswandt in Einzelgesprächen widmet, muss er sich zum Beispiel mit dem Ausbau der Betreuungsplätze in den Kindertagesstätten der Gemeinde oder den Verhandlungen über den Pfarrsaal Gruiten als möglichen Ersatz für das Bürgerhaus befassen. „Letzteres gestaltet sich alles andere als einfach, weil viele Sachfragen noch offen sind“, sagt Nieswandt.
Der Pfarrer, der kürzlich drei Wochen lang durch Israel wanderte, versteht sich auch als Spiritual der Gemeinde. „Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet, eine Gemeinde zu leiten“, sagt er. Neben der strategischen Leitung und der Frage, in welche Richtung es gehen soll, möchte er die vielen verschiedenen und sehr engagierten Gruppen in der Kirche vernetzen und verbinden — auch im religiösen Sinne.
Dabei müsse er die Gemeinde und ihre Mitglieder immer noch kennenlernen. Den Schwerpunkt seiner Arbeit möchte er in Zukunft auf Eltern, Kinder und Jugendliche legen. „Haan ist überdurchschnittlich alt“, sagt Nieswandt. Und auch seine Gemeinde hat mit Austritten zu kämpfen. „Aber wir werden Zuzuggebiet bleiben“, fügt er optimistisch hinzu. „Ich könnte mit vorstellen, dass wir in Gruiten sogar ein kleines bisschen anwachsen.“
Zerrissen zwischen den Gemeinden Haan und Gruiten fühle er sich nicht. Aber ihr Zusammenrücken will er weiter fördern. Und wenn die Menschen eine Fusion wollen, „dann treibe ich sie gerne voran. Aber ich erzwinge hier gar nichts“, sagt Nieswandt.
Die Zukunft des Gebäudes der Kirche Maria vom Frieden mit ihren 150 Plätzen in Unterhaan ist für ihn persönlich eines der spannendsten Themen der kommenden Jahre, „Wir haben den Profanisierungsantrag gestellt“, sagt er. Wird der genehmigt, gebe es verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, zum Beispiel als Spiel- und Freizeiteinrichtung, als soziale oder gastronomische Anlaufstelle. Zwangskriterien bei der Entscheidung seien die Wirtschaftlichkeit und die Finanzierbarkeit.
Schlaflose Nächte hat ihm die Gemeinde noch nicht bereitet. „Ich freue mich sehr über die immer überdurchschnittliche Zahl der Kirchenbesucher“, sagt Nieswandt. Am vergangenen Donnerstag beispielsweise konnte er zwischen 70 und 80 Besucher begrüßen. Und an den Wochenenden seien es dann noch mehr. „Ich stelle fest, dass viele junge Familien Wert auf eine religiöse Orientierung legen.“