Stricken im Stellwerk wärmt Hals und Herz

Das Stellwerk rief zu einer Spendenaktion rund um selbst gestrickte Schals auf. 200 wurden abgegeben, und der Bürgermeister musste sie verkaufen.

Hilden. Wie aus einer kleinen Idee ein richtig großes Ding werden kann, davon wissen die Mitarbeiter des Hildener Stellwerks, Büro für Familie und Bildung im Bürgerhaus, zu berichten. Die Idee lautete, zur Spende selbst gestrickter Schals aufzurufen, um diese dann für einen guten Zweck zu verkaufen.

Als Bürgermeister Horst Thiele von der Idee erfuhr, wagte er eine Prognose: „Mehr als 50 Schals bekommt Ihr nicht zusammen“, sagte er zu seinen Mitarbeitern und fügte hinzu: „Falls doch, stelle ich mich hin und verkaufe die Schals persönlich.“ Mit seiner Prognose lag der Verwaltungschef kräftig daneben: Mehr als 200 Schals wurden im Stellwerk abgegeben. Und so stand Thiele am Samstagmorgen vor dem Bürgerhaus und verkaufte die wärmenden Halstücher.

Vom klassischen unifarbenen Wollschal über bunte Fransenmodelle bis hin zu ausgefallenen, in sich gedrehten Exemplaren war alles dabei. Auf den geschmacklich eher extravaganten Kunden warteten die Ausführung „Badezimmermatte blau“ und das Modell „Orange-braun Original 1970er“ in Form einer Gliederkette.

„Hilden wärmt“, lautete das Motto der Aktion. Und warm ums Herz wurde es offenbar auch vielen handarbeitsbegeisterten Hildenern. „Wir waren total überrascht von dem Ansturm der Spender“, sagte Kirsten Max vom Stellwerk.

Eine Spenderin brachte — wie viele andere auch — gleich mehrere Schals mit und hatte ein dickes Lob im Gepäck: „Ich kann zu Hause meinem Hobby nachgehen und damit auch noch etwas Gutes tun. Toll!“ Verkäufer Thiele nahm seine Aufgabe ernst: „Kaufen Sie. Es ist für einen guten Zweck, nicht für notleidende Bürgermeister.“

Der Erlös der Aktion kommt je zur Hälfte dem Hildener Kinderschutzbund und Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, zugute. Anstelle des Mindestpreises von fünf Euro pro Schal gaben Käufer da gerne auch mal 20 Euro.

Alle Nicht-Stricker hatte das Stellwerk darüber hinaus zu zwei abendlichen Strickkursen eingeladen. Auch dabei entstanden zahlreiche Schals. Ob sich dafür auch ein Mann interessiert hat? Ole, der einzige männliche Teilnehmer, war zugleich der fleißigste Stricker — mit sieben Jahren lässt man sich eben noch begeistern.

Ob in näherer Zukunft — etwa zu Ostern — mit ähnlichen Aktionen des Stellwerkes zu rechnen sei, ließ Amtsleiterin Noosha Aubel offen: „Nach den Anstrengungen der letzten Monate haben sich unsere Mitarbeiter ein paar ruhige Tage verdient!“