Pfarrer verfasst Kriminalroman
Der neue Krimi des Pfarrers und Schriftstellers Christian Hartung spielt in Haan. Ab Januar ist „Orgelnachspiel“ erhältlich.
Haan. Im kommenden Jahr feiert die Haaner Kirche ihr 150-jähriges Bestehen. Christian Hartung widmet sich dem speziellen Datum auf seine Art. Der Pfarrer und Schriftsteller hat einen Krimi verfasst. Er trägt den Titel „Orgelnachspiel“ und wird ab Mitte Januar in den Buchhandlungen sein.
„Der Auftrag brachte mich zunächst etwas in Verlegenheit“, erinnert sich der 50-Jährige an den vergangenen Herbst. Im November war Christian Hartung anlässlich einer Krimi-Dinner-Lesung im Haus am Park zu Gast. Einige Gemeindeglieder fragten, ob er nicht was zum Kirchenjubiläum verfassen könnte.
„Ich habe hier vom neunten bis 19. Lebensjahr gelebt, aber das ist inzwischen 30 Jahre her.“ Dann aber vertiefte der studierte Theologe sich in die Idee. „Ein Krimi bietet Möglichkeiten, über Fragen wie Schuld und Sühne nachzudenken.“ Eingebettet in drei Zeitebenen wird nun der plötzliche Tod eines Presbyters erzählt (Info-Box).
„Als ich 1981 Abitur machte, hatte ich wie mein Protagonist selbst Geschichte als Leistungskurs“, sagt Hartung. Um jetzt noch mal die Geschichte Haans zu studieren, begab sich der Familienvater mehrfach in Archive. Er fand heraus, wie stark kommunistisch geprägt Haan zu Beginn der 1930er-Jahre war.
Die evangelische Kirchengemeinde dagegen war „streng rechts und die Katholiken nicht besser“. Von den sechs Stadträten seien drei sofort in Haft genommen und in ein Übergangsgefängnis im Neandertal verbracht beziehungsweise im Konzentrationslager Kemna eingesperrt worden. Als „beklemmend“ beschreibt Hartung, was er über die alten Zeiten herausfand, als „Fremdschämen“ und „ein Stück Bitterkeit darüber, wie stark die Gemeinde verstrickt war“ und die „Verlogenheit und das Schweigen nach 1945“.
Längst, sagt Hartung hat sich die Gemeinde verändert. „Dieses tolle Gemeindeleben hat mich dazu gebracht, Theologie zu studieren.“ Außer den historischen Aspekten bietet „Orgelnachspiel“ viel Lokalkolorit. Nicht allein die Feuerbachstraße als Wohnort der Hauptperson ist präsent, Leser erkennen jeden Baum und Bürgersteig wieder.
Seinen insgesamt zehnten Roman, sechs davon in Eigenregie verfasste Krimis, zwei davon mit Ehefrau Marianne kreierte Bücher des gleichen Genres, ein Jugendbuch sowie einen Almanach mit Predigten, hat Hartung nun vollendet. In den Sommerferien setzte er sich täglich im Hunsrück, wo er seit 1992 als Pfarrer tätig ist, in sein lichtdurchflutetes Zimmer und schrieb von sechs bis neun. „Damit ich niemanden störe, habe ich das Duschen auf später verschoben.“
Nach rekordverdächtigen fünf Wochen war der letzte Satz für „Orgelnachspiel“ formuliert. „Ich habe mehrere angefangene Sachen in der Schublade liegen“, verweist er auf neue Projekte. Ob als nächstes wieder ein Krimi oder doch etwas Lyrisches publiziert wird, bleibt vorerst sein Geheimnis.