Rockkonzert zu laut

„Zu laut“ war das Rockkonzert beim Haaner Sommer nach Meinung der Eheleute Weierstall. Dem Ordnungsamt liegen keine Beschwerden vor.

Haan. Vor neun Jahren haben die Eheleute Weierstall ihren Wohnsitz von Wuppertal nach Haan verlegt. Dass sie nicht ganz ruhig wohnen würden, weil sie an die Dieker Straße und damit mitten in die Innenstadt gezogen sind, war ihnen schon damals bewusst. „Wenn die Haaner Kirmes stattfindet, fahren wir immer weg“, sagt Willi Weierstall (81). Auf die Insel Juist zieht es dann die Eltern von drei Kindern, sechs Enkeln und zwei Urenkeln.

Dass sie jetzt auch während des Haaner Sommers flüchten müssen, gefällt ihnen gar nicht. „Es wird immer unerträglicher“, sagt Marie Weierstall (78). Besonders den vergangenen Samstag hat das Ehepaar in schlechter Erinnerung. An diesem Tag hatten die Organisatoren des siebenwöchigen Spektakels auf dem unteren Neuen Markt ein Rockkonzert auf die Beine gestellt, das um 14 Uhr begann und gegen 22 Uhr endete. „Es war einfach zu laut“, sagt das Ehepaar. „Unseren Balkon konnten wir gar nicht nutzen.“ Stattdessen suchte es das Weite. Auch über einen Umzug hat Marie Weierstall schon nachgedacht. „Aber schon der Gedanke daran, dass ich mir eine neue Bleibe suchen muss, macht mich krank“, sagt sie.

Dabei gefällt ihnen der Haaner Sommer, das Angebot mit dem Sand am Brunnen „ist für Kinder wunderschön“, sagt Marie Weierstall. „Auch wenn jetzt am Nachmittag die Kinderdisco stattfindet, wird es etwas lauter, das ist eben so“, sagt Willi Weierstatt. Das störe ihn nicht.

Enttäuscht ist der rüstige Rentner vom Verhalten der Polizei und der Mitarbeiter im Ordnungs- und Wirtschaftsförderungsamt. „Bei der Polizei verwies man uns an das Ordnungsamt“, sagt Weierstall. Dort hat er am Samstagnachmittag keinen erreicht. Am Montag machte er sich mit seiner Frau persönlich auf den Weg ins Rathaus. „Vom Ordnungsamt wurden wir an die Wirtschaftsförderung und von dort wieder an das Ordnungsamt verwiesen“, sagt Weierstall. Die Interessenlosigkeit der Menschen dort, die störe ihn. „Arrogant bis in den kleinen Zeh.“

Bei Ordnungsamtsleiter Michael Rennert sind bislang keine Beschwerden über die Veranstaltungen des Haaner Sommers eingegangen. „Es gab eine Anfrage zum Haaner Sommer, die habe ich an die Wirtschaftsförderung verwiesen“, sagte er am Donnerstag auf Nachfrage.

Alle Veranstaltungen des Haaner Sommers müssen vom Ordnungsamt genehmigt werden. Festgelegt wird dann auch, wie laut es auf dem Neuen Markt werden darf. „Wir könnten Messgeräte aufstellen, um das Einhalten der Lautstärkewerte zu überprüfen“, sagt Rennert. Aber bislang habe es dazu keinen Anlass gegeben. Für drei Musikdarbietungen im Rahmen des Haaner Sommers wurde eine Genehmigung bis 22 Uhr erteilt. An allen anderen Tagen endet der „Strandbetrieb“ um 20 Uhr. Rennert: „Drei Veranstaltungen muten wir den Anwohnern zu.“

Geht es nach den Eheleuten Weierstall müssten so laute Konzerte wie das Rockkonzert woanders und nicht auf dem Neuen Markt stattfinden. „Hier ist die Bebauung einfach zu eng“, sagt der 82-Jährige. Das verstärke den Schall.

Reinhold Wagner, Mitorganisator beim Haaner Sommer, kann die Aufregung nicht verstehen. „Wir haben nur drei lange Abende“, sagt er. „Und wir versuchen, jedem etwas zu bieten.“ Einen halben Tag Musik müsse zu ertragen sein. „Ich habe bis heute keine einzige Beschwerde bekommen“, sagt Wagner. Im Gegenteil: „Wir sind froh, dass uns die Nachbarn vom Neuen Markt unterstützen und mitmachen.“