Schüler fordern Kandidaten auf dem Podium
Junge Leute diskutierten mit den fünf Bürgermeister-Kandidaten über Flüchtlingspolitik.
Haan. Es ist diese junge Schülerin mit dem auffallend rosafarbenen Pullover, die plötzlich alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Ich brauche kein Mikrofon“, unterbricht sie mit kraftvoller, wütender Stimme die bis dahin eher vor sich hin plätschernde Podiumsdiskussion „Wir Schüler haben wirklich mehr Herz als so mancher Politiker. Man sollte still sein, wenn Kinder schlafen, aber nicht wenn sie sterben — kennen Sie diesen Spruch?“, ruft sie den fünf Bürgermeisterkadidaten erzürnt entgegen.
Es war offensichtlich die vorausgegangene Diskussion über die Flüchtlingssituation in Haan, die die Schülerin in Rage gebracht hatte, vor allem aber die Antwort Knut vom Boverts auf die konkrete Frage des Moderators, ob er sich vorstellen könne, ein Flüchtlingskind bei sich aufzunehmen. „Ich denke nicht, dass ich in meinem Alter der Richtige bin für ein Kind“, hatte der amtierende Bürgermeister (65) geantwortet. Für die Schülerin eine völlig unakzeptable Aussage. „Glauben Sie, ich in meinem Alter wäre die Richtige für ein Kind? Und ich sage Ihnen etwas, ich würde sogar eine ganze Familie aufnehmen“ ruft sie aufgebracht, unter dem tosenden Applaus der unzähligen Mitschüler. Flüchtlingspolitik — es ist scheinbar das Thema, das die Erstwähler am meisten bewegt, dicht gefolgt von der Schulsituation. Ein Film verdeutlicht: Die Pläne gehen in Richtung Gesamtschule, die Schüler buhen. „Mit einer Gesamtschule hätten wir eine optimale Schullandschaft, denn hier kann sowohl Haupt- als auch Realschulabschluss und Abitur nach neun Jahren gemacht werden“, versucht Meike Lukat, Bürgermeisterkandidatin der WLH, zu verdeutlichen. Viele aber sind besorgt. Was ist, wenn die Schülerzahlen für das Gymnasium sinken? „Die Schulen könnten sich später wunderbar ergänzen, das Gymnasium als Europaschule mit einer naturwissenschaftlich geprägten Gesamtschule. Es soll keine Konkurrenz entstehen“, erklärt Jörg Dürr (SPD).