Unfallbilder sollen im Kopf entstehen
Gestern hat die Kreispolizei Mettmann in Hilden die Kampagne „Schütz Dich“ gestartet.
Hilden. Eine junge Frau reckt den Hals und schaut vom Fahrersitz ihres Autos aus dem Fenster auf den Boden. „Schütz Dich!“ ist neben ihr auf der Fahrbahn in großen, weißen Lettern zu lesen. Langsam fährt die junge Frau daran vorbei — ob sie wohl über das, was sie da sieht, noch nachdenken wird? „Schütz Dich!“ — das ist ein Denkanstoß, den die Polizei mit ihrer neuen, gleichnamigen Kampagne geben will.
Gestern gaben Landrat Thomas Hendele, Bürgermeisterin Birgit Alkenings und mehrere Polizei-Beamte den Startschuss für diese Aktion in Hilden. Es ist die zweite Stadt nach Langenfeld, in der die Kampagne läuft. Ideengeberin ist Dagmar Janßen von der Führungsstelle Direktion Verkehr. Für die Aktion legt sich die 41-Jährige eigens bäuchlings auf die Fahrbahn. Carsten Ingenhoven, Leiter Verkehrsunfallprävention und Opferschutz, markiert die Umrisse ihres Körpers mit Sprühkreide — genauso, wie es Polizeibeamte tun, wenn sie nach einem Verkehrsunfall die Fahrbahn markieren müssen. Autofahrer, die später an dieser Stelle vorbeifahren, sollen mittels der Markierung aus dem alltäglichen Trott herausgerissen — geschah hier etwa ein Unfall?.
„Das ist plakativ, aber das ist auch so gewollt, denn es macht die Menschen nachdenklich“, sagt Landrat Hendele. Vor allem Unaufmerksamkeit in Straßenverkehr entwickelt sich immer häufiger zur Unfallursache. Zugleich aber erreicht die Polizei mit all ihren Kampagnen für Kinder, Jugendliche oder Senioren lediglich 22 Prozent der Unfallverursacher. Denn in der Mehrzahl sind es die zwischen 22- und 64-Jährigen, die in Unfälle verwickelt sind. „Wir hatten dieses Jahr in Hilden schon drei Verkehrstote und zehn im Kreis Mettmann“, zieht Ingenhoven eine traurige Bilanz.
Und statistisch gesehen kommen auf jeden Unfallbeteiligten — unwichtig, ob Täter oder Opfer — sieben weitere Betroffene, die ebenfalls unter den Folgen leiden. Sei es als Angehörige, Freunde oder Kollegen. „Auch die Verursacher werden zu Opfern, denn das Geschehene wird ihnen ihr Leben lang nachlaufen“, gibt Bürgermeisterin Birgit Alkenings zu bedenken. Dagmar Janßen hat sich zwischenzeitlich wieder erhoben und steht am Fahrbahnrand. Auf der Fahrbahn zu liegen hat auch sie nachdenklich gemacht. „Das war kein angenehmes Gefühl“, sagt sie, denn auch die Polizeibeamtin war als Kind ein Unfallopfer. Als Elfjährige, so schätzt sie, war sie mit dem Fahrrad unterwegs. Ein Autofahrer war unaufmerksam und fuhr sie an. „Da liegt man da und fühlt sich ganz plötzlich rausgerissen aus dem Leben“, erinnert sie sich.