Sie war beim G 20-Gipfel im Einsatz

Polizeihauptkommissarin Birgit Nöcker ist seit Mai 2015 als Bezirksbeamtin im Hildener Süden tätig. Sie hat drei Kinder.

Foto: Olaf Staschik

Hilden. Drei Kinder, alleinerziehend, berufstätig — Birgit Nöcker muss eine taffe Frau sein. Der Duden definiert das aus dem englischen „tough“ abgeleitete Adjektiv als „robust, nicht empfindlich, durchsetzungsfähig“. Diese Eigenschaften braucht jemand, der sich für eine berufliche Karriere bei der Polizei entscheidet. Birgit Nöcker hat dies 1990 getan. Zuvor war sie als gelernte Restaurantfachfrau tätig. Nach ihrer Ausbildung in Wuppertal wurde sie im April 1993 in ihre Geburtsstadt Hilden versetzt. Dort wurde die Polizeihauptkommissarin zunächst im Wachdienst eingesetzt. Seit Mai 2015 ist die heute 50-Jährige als Bezirksbeamtin für den Süden der Stadt zuständig.

Birgit Nöcker fühlt sich in dieser Position wohl, „weil wir mehr Zeit für den Bürger haben“. Sie kann aber auch anders. Beim jüngsten G 20-Gipfel im Hamburg hat sie sich freiwillig gemeldet, um die Kollegen in der Hansestadt zu unterstützen. Ihr wurden Aufgaben bei der Verkehrsregelung zugeteilt.

Von den schweren Ausschreitungen hat sie erst abends aus dem Fernsehen erfahren. Deren Ausmaß sei schon erschreckend gewesen. Bereut hat sie es dennoch nicht, sich für den Dienst in Hamburg beworben zu haben — auch wenn es fortan ein mulmiges Gefühl gewesen sei, auf einer Kreuzung zu stehen und nicht zu wissen, was in ihrem Rücken passiert.

Anfeindungen wie in Hamburg hat sie zuvor noch nicht erlebt. Vor allem nicht in ihrem Hildener Bezirk. „Ich wollte einfach mal einen so großen Einsatz erleben“, beschreibt sie ihre Motivation für den G 20-Einsatz.

In ihrer Heimatstadt hat sie andere Beweggründe: „Ich freue mich jeden Tag auf meine Arbeit.“ Diese Freude beruht auf Gegenseitigkeit. In der Kindertagesstätte und Familienzentrum St. Konrad beispielsweise ist sie ein gern gesehener Gast. Dorthin kommt sie regelmäßig zur Verkehrserziehung mit den Wackelzahnkindern im Vorschulalter.

Birgit Nöcker, Bezirksbeamtin in Hilden

„Sie hat einen guten Draht zu den Kindern“, lobt Kita-Leiterin Ursula Ebelt das Einfühlungsvermögen der Bezirksbeamtin. Es sei ihr anzumerken, dass sie gern in die Einrichtung zum Stuhlkreis mit den Kindern komme. Womöglich sei es für sie ein Vorteil, selbst Mutter zu sein.

„Wer eigene Kinder hat weiß, wie man mit ihnen umgeht“, sagt Ebelt. Das sei zwar keine Grundvoraussetzung, erleichtere die Arbeit aber. Derartige „Aktionen zur Steigerung der Verkehrssicherheit an Schulen und Kindergärten“, wie es im Amtsdeutsch heißt, scheinen Birgit Nöcker dann wohl im Blut zu liegen.

Die Hausbesuche sind es ohnehin, die für Birgit Nöcker den Reiz ihrer Aufgabe ausmachen. Dann steht sie — im Gegensatz zu Großeinsätzen wie in Hamburg — gerne in der ersten Reihe. Wobei der enge Kontakt zu den Bürgern ihres Bezirks auch eine Gefahr birgt: „Es kann immer passieren, dass ich zu einem Bekannten gerufen werde.“ Für sie als gebürtige Hildenerin ist dies noch wahrscheinlicher als für Kollegen, die aus einer anderen Stadt kommen.

Deshalb gelte für den Bezirksdienst besonders, was generell für alle Polizisten gelte: Extreme Fälle können jedem schon mal nachts über die Bettdecke laufen. „Da kann sich niemand von frei machen“, sagt Nöcker.

Dann ist auch sie keine taffe Frau mehr.