Solarpacht ist in Hilden ein Minusgeschäft

Verbraucherzentrale kritisiert Stadtwerke. Vertriebsleiter: Vollservice hat seinen Preis.

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Hilden. Bis Ende 2016 wurden in Deutschland 1,58 Millionen Photovoltaik-Anlagen installiert. Wer den Gratis-Sonnen-Strom nutzen will, kann eine solche Anlage auch vom örtlichen Versorger pachten. Gut jedes vierte Stadtwerk in NRW bietet das inzwischen an. Rechnet sich das finanziell für die Kunden?

Das hat die Verbraucherzentrale NRW jetzt mit einer Stichprobe in 13 Städten untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd. Nur drei von 13 Angeboten waren in einer Beispielrechnung wirtschaftlich. Ein Fünf-Personen-Haushalt kann bei einer Pachtzeit von 18 Jahren im besten Fall 869 Euro Plus machen bei den Wuppertaler Stadtwerken. Oder ein sattes Minus von 8734 Euro — bei den Stadtwerken Hilden.

Der sogenannte Eigenverbrauch lohnt sich mehr als die Einspeisung in das Netz und ist deshalb mit entscheidend für die Wirtschaftlichkeit, erläutert Udo Sieverding, Leiter des Bereichs Energie der Verbraucherzentrale NRW: „Vor allem acht von neun Versorgern, die ihr Pachtmodell in Kooperation mit der Vatenfall Smarter Living GmbH umsetzen, rechnen ihre Angebote mit zu hohen Eigenverbrauchsquoten schön.“

Der Dienstleister Greenergetic ziehe realistischere Werte heran. Die Stadtwerke Hilden kooperieren mit Greenergetic. Ebenso wie die Stadtwerke Siegburg. Sie lieferten mit einem Plus von 83 Euro über 18 Jahre das wirtschaftlichste Pachtmodell mit Greenergetic. Warum schneiden die Stadtwerke Hilden in dem Vergleich so schlecht ab? Das liege an dem angebotenen Vollservice-Paket, meint Oliver Schläbitz, Vertriebsleiter der Stadtwerke Hilden: „Bei uns sind über 20 Jahre alle Aspekte der finanziellen und technischen Betriebsführung wie Beratung, Finanzierung, Bau der Anlage, Instandhaltung, Wartungen, Reparaturen, Reinigung, Versicherungsschutz und eine volle Gewährleistung eingeschlossen. Wünscht der Kunde keinen Vollservice, entsprechen die Hildener Preise denen der anderen Greenergetic-Partner.“ Das bestätigt die Studie der Verbraucherzentrale, wenn man genauer liest. Bei den anderen drei Stadtwerke, die mit Greenergetic zusammenarbeiten, müssten die Pächter Wartung, Instandhaltung und Versicherung separat beauftragen und auch eine Einrichtungsgebühr von mehreren hundert Euro zusätzlich kalkulieren. Nur ein einziger Kunde in Hilden habe das Pacht-Modell mit Vollservice gewählt, berichtet Schläbitz: „Dieser Kunde sagt, er möchte etwas für die Umwelt tun, aber mit allem anderen nichts zu tun haben.“ 24 andere Kunden hätten eine Solar-Anlage über die Stadtwerke Hilden gekauft.

Das Produkt hildensolar werde erst seit Frühjahr angeboten — auf Kundenwunsch. „In Hilden gibt es rund 350 Photovoltaikanlagen“, erläutert Schläbitz: „Wir als Stadtwerke wollten dieses Thema auch vor Ort angehen.“ Hildensolar wurde in einer Telefonaktion gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW vorgestellt.

„Bei der Vorbereitung haben wir sowohl das Pacht- als auch das Kaufmodell der Verbraucherzentrale vorgestellt. Wir standen seit März im Dialog mit der Verbraucherzentrale und hätten uns frühzeitigere Hinweise zu den Preisrecherchen gewünscht.“ Die Stadtwerke Hilden ihr Solar-Pachtmodell nun auf den Prüfstand stellen.