Hifsaktion für Bewohnerin aus Dobrodzien Spenden können Emilkas Augenlicht retten
Haan · Um nicht zu erblinden, ist ein Mädchen aus dem Umkreis von Haans Partnerstadt Dobrodzien auf eine Operation angewiesen. Doch die ist sehr teuer. Deshalb bitten Awo und Seniorenbeirat um Spenden.
Die zehnjährige Emilka lebt mit ihren Eltern und ihren vier Geschwistern in einem Dorf bei Dobrodzien – der Haaner Partnerstadt im Süden Polens – und besucht dort die dritte Klasse. Eigentlich könnte alles seinen normalen Gang gehen im Leben der Familie – läge da nicht ein dunkler Schatten über der Zukunft: Denn Emilka leidet unter einer Unterform der erblichen degenerativen Netzhauterkrankung Retinitis pigmentosa. Das Enzym RPE65, das für die ständige Erneuerung der Sehzellen notwendig ist, wird bei ihr nicht wie bei Gesunden produziert. Die Folge ist eine zunehmende Verschlechterung des Sehvermögens – vom eingeengten Gesichtsfeld und Nachtblindheit bis zur völligen Erblindung. Bis vor wenigen Jahren galt diese grausame Entwicklung als praktisch unausweichlich. In Deutschland etwa sind nach Angaben des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands einige hundert Menschen von einer solchen Erkrankung betroffen.
Die moderne Medizin aber schenkt inzwischen Hoffnung: Eine neue operative Gentherapie kann das Fortschreiten der Krankheit aufhalten, das Augenlicht der Betroffenen bewahren und auch die ausgeprägte Nachtblindheit lindern. Dabei spritzen die Ärzte intakte Genkopien unter die Netzhaut, die dann wiederum die Herstellung des fehlenden Enzyms in Gang setzen. Als Folge können die Stäbchen und Zapfen der Netzhaut Lichtreize wieder für den Sehvorgang umwandeln. Die Erfolgsaussichten dieses Eingriffs seien im Falle von Emilka gut und es sei damit zu rechnen, dass ihr Körper die Gene annehme, gibt Hans-Peter Ennemoser von der Haaner Wirtschaftsförderung Aussagen von Medizinern wieder.
Doch es gibt ein gravierendes Problem: Die aufwändige – und überdies seltene – rettende Behandlung würde die astronomische Summe von umgerechnet 400 000 Euro verschlingen und wird von keiner Krankenkasse übernommen. Und für Emilkas Familie wäre es wohl illusorisch, einen solchen Betrag zu stemmen.
Über diese Notlage berichteten Vertreter einer Delegation aus Dobrodzien – unter ihnen auch Bürgermeisterin Renata Hurnik – Ende September auf ihrem Besuch in der Gartenstadt während der Haaner Kirmes. „Da war für mich sofort klar, dass wir etwas tun müssen“, betont Dagmar Fach. Sie entwarf Plakate und Handzettel, die sie derzeit gemeinsam mit ihren Mitstreitern verteilt. Darin bitten nun Seniorenbeirat und Arbeiterwohlfahrt (Awo) – bei letzterer gehört Fach dem Vorstand an – und Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke die Bevölkerung um Spenden für Emilka. „Auch bei uns sind Augenkrankheiten ein Thema, und wenn man die Möglichkeit hat, gerade einem jungen Menschen mit einer solchen Krankheit die Perspektive auf Heilung zu bieten, muss man sich dafür einsetzen“, bekräftigt auch Dr. Rolf Brockmeyer, Vorsitzender des Seniorenbeirats.
Spenden wurden zuletzt auch bereits in Emilkas Heimat gesammelt – zum Beispiel an einem Stand auf einem Weihnachtsmarkt oder durch den Verkauf von Kinderbildern. Besonders Monika Kabat, Direktorin des städtischen Zentrum für Kultur, Sport und öffentliche Bibliothek in Dobrodzien, und Beata Sikora, Deutschlehrerin an einer örtlichen Schule, treiben die Hilfe für die Schülerin im Umfeld der auch als „Guttentag“ bekannten 10 000-Einwohnerstadt voran.
Allein: Trotz großer Anteilnahme in der Bevölkerung und Zuwendungen von bisher 7000 registrierten Spendern ist bisher erst ungefähr ein Drittel des benötigten Geldes zusammengekommen. Und allzu viel Zeit bleibt angesichts des Fortschreitens der Erkrankung für die Sammlung nicht. Denn damit die Operation funktioniert, müssen noch genug Zellen vorhanden sein. Es gibt also ein Zeitfenster für das Gelingen der Behandlung, das von Patient zu Patient variiert. Bis Ende Januar wollen die Organisatoren der Hilfs-Aktion die benötigten Spenden beisammen haben, um einen raschen Eingriff möglich zu machen.
Nicht zuletzt zeige sich in der gemeinschaftlichen Unterstützung für die erkrankte Emilka auch die Lebendigkeit der Städte-Partnerschaft mit Dobrodzien, betont Dagmar Fach. „Dass wir das Spendenziel zusammen erreichen“, schiebt sie hinterher, „das ist mein größter Weihnachtswunsch.“