Stadt muss sparen: Spendeninitiative „Hilden wärmt“ wird beendet
Nach fünf Jahren kommt jetzt das Aus für die Aktion, weil die Stadt die Personalkosten reduzieren muss. Es soll einen Sonderverkauf geben.
Hilden. Alle Jahre wieder lädt die Stadt die fleißigen Strickerinnen der Spendenaktion „Hilden wärmt“ zu Kaffee und Kuchen in die Cafeteria im Bürgerhaus ein. Fünf Jahre lang haben etwa 50 Frauen nicht nur in der kalten Jahreszeit warme Sachen gestrickt, um mit dem Verkaufserlös Gutes zu tun. 1500 Euro kamen dabei jedes Jahr im Durchschnitt zusammen. Wettpaten wie die Alt-Bürgermeister Horst Thiele und Günter Scheib aber auch der damalige Leiter der Polizeiwache, Frank Bauernfeind, unterstützten mit ihrem Einsatz die Aktion.
Die Spenden kamen Unicef, dem Kinderschutzbund, dem Bildungsfonds der Stadt Hilden, dem Elterntreff des Abenteuerspielplatzes, Flüchtlingskindern und zuletzt einer Kinder-Kinoaktion zugute. Gestern war die Stimmung gedrückt: Wibke Paas, die Teamleiterin des Familienbüros Stellwerk, begrüßt die anwesenden Frauen „mit einem lachenden und einem weinenden Auge — lachend, weil sie alle da sind, und weinend, weil es zum letzten Mal ist.“
Fazit der Mitarbeiter des Familienbüros
Die Stadt muss sparen, erfahren die Strickerinnen und in dieser Situation geht es den freiwilligen Leistungen als ersten an den Kragen. Konkret heißt das, dass die Spendenaktion zwar nicht viel an Geld kostet, wohl aber an Personal: „Da sind schon etliche Stunden für drauf gegangen“, räumt die Initiatorin von „Hilden wärmt“, Kirsten Max, ein. „Personal für die Strickrunden am Donnerstagabend und am Samstagmittag sowie für den Verkauf der gespendeten Wollsachen bei mehreren Anlässen, etwa auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Lions Club Basar.“
Die Mitarbeiter des Familienbüros haben sich der Aufgabe gestellt und finden es „superschade“, wie Wibke Paas es formuliert, dass Hilden in Zukunft nicht mehr wärmt. Gemeinsam habe man überlegt, ob und wie man die Aktion weiterführen könnte. Fazit: „Eine Sparversion ist keine Option. Lieber hören wir auf, wenn es am Schönsten ist.“
Die Mitarbeiterinnen des Familienbüros helfen der Stadt denn auch gleich beim Sparen: „Heute gibt es nur selbstgebackenen Kuchen“, verkündet Wibke Paas. Die Frauen klagen über ihre Stadt: „Es ist schade, denn hier sitzen immer viele Ehrenamtler an einem Tisch“, sagt Jutta Müller-Tischler, die das Maskottchen der Aktion, die Puppe „Stella“ gestrickt hat. Auch viele Frauen im Rentenalter sind enttäuscht: „Es war immer ein schönes Gefühl, dass wir in Hilden gemeinsam etwas bewegen. Hier war es nicht so anonym wie in der Großstadt“, sagt Hedi Steffens. Ihre Tischnachbarinnen werden deutlicher: „Furchtbar“ sei es, „kurzsichtig“ und „nicht richtig“, die Spendenaktion zu beenden, finden sie. Auf den Tischen liegen selbst gestrickte Socken, einige Schlüsselanhänger und Lesezeichen in Form einer platten Ratte, natürlich auch selbst gemacht. All das, was noch an Strickgut im Bürgerhaus lagert oder bis zum 19. November hereinkommt, wird bei einem Sonderverkauf im Stellwerk unters Volk gebracht. Dann werden sich die Stricker und Spender ein letztes Mal treffen.