Stolperstein für Max Kramer ersetzt

Der 2015 an der Fliederstraße gestohlene Stolperstein für den von SA-Mitgliedern ermordeten Max Kramer ist gestern ersetzt worden.

Foto: Stadt Haan

Gruiten. Der Bürgersteig vor dem Haus Fliederstraße 3 enthält seit gestern wieder ein messingfarbenes Quader. Mitarbeiter des Betriebshofes der Stadt Haan haben den Ersatz für den im Herbst 2015 gestohlenen ersten „Stolperstein“ für Max Kramer vor dem Haus Fliederstraße 3 eingesetzt. Der „Stolperstein“-Erfinder, der Künstler Gunter Demnig, reist für die Verlegung von Ersatzsteinen nicht mehr selbst an.

Bezahlt wurde der Ersatzstein vom Gruitener Stammtisch „Edimo“, einer kleinen Gruppe Gruitener Bürger, die sich sofort nach Bekanntwerden des Verschwindens des Stolpersteins zur Finanzierung bereit erklärten, erläutert Bürgermeisterin Bettina Warnecke. Auch der Bergische Geschichtsverein Haan, Jens Niklaus (SPD Gruiten), Jens Lemke (CDU Gruiten), Lothar Weller vom Gruitener Geschichtsstammtisch sowie Helmut Neunzig, der Stifter des ersten Stolpersteins für Max Kramer, hätten ihre finanzielle Unterstützung angeboten.

Nachdem die Staatsanwaltschaft Wuppertal die Ermittlungen wegen des Diebstahls Ende 2015 eingestellt hatte, gab die Stadt Haan bei Gunter Demnig einen neuen Stein in Auftrag. Gleichzeitig sei die Inschrift und die Dokumentation zu Max Kramer aktualisiert worden. 2014 war bekannt geworden, dass sich unter den für die Benutzung noch gesperrten Akten des Landesarchivs NRW in Duisburg die Prozessakten der „Mordsache Kramer“ befinden.

Ab 1950 wurde in dieser Sache vor dem Landgericht Wuppertal verhandelt. Mit einer Sondergenehmigung durfte Birgit Markley, Archivarin der Stadt Haan, in die Unterlagen Einblick nehmen. Unter anderem konnte nun die Todesursache eindeutig geklärt werden: SA-Leute haben Max Kramer am 26. Juli 1933 nachts aus der Wohnung geholt und nicht erschlagen, wie man bisher annahm, sondern erschossen. Die Dokumentation zum Stolperstein für Max Kramer findet sich auf der Internetseite der Stadt Haan, ist aber auch im Stadtarchiv erhältlich (Rathaus, Zimmer 105).

Der Stolperstein ehrt einen Kommunisten, der gegen den Nationalsozialismus eintrat und dafür mit seinem Leben bezahlte. Gleichzeitig soll aber auch seiner Familie gedacht werden. Seine Frau Helene Kramer überlebte zwar die Verfolgung durch den Nationalsozialismus, musste aber unendliches Leid erdulden. Als ihr Mann ermordet wurde, war seine Frau in „Schutzhaft“ — ebenso wie ihr Vater und ihr Schwager. Die Großmutter kümmerte sich um ihre beiden kleinen Mädchen.

Erst am 29. Dezember 1933 wurde Helene Kramer aus dem KZ Brauweiler entlassen. Silvester starb ihre Mutter an den Folgen der Aufregungen und Schikanen. Helene Kramer zog mit ihren Kindern und ihrem Vater nach Wuppertal. Sie bekam lange keine Arbeit, hielt die Familien nur mühsam über Wasser. 1946 wurde Helene Kramer als politisch Verfolgte des Nationalsozialismus anerkannt. Sie starb 1993 in Wuppertal.