Kultur in Hilden Was die Innenstadt für Straßenmusiker so attraktiv macht

Hilden · Dass Hilden mit einer besonders anziehenden Fußgängerzone aufwarten kann, ist kein Geheimnis. Vor ein paar Jahren erst wurde die Hildener Innenstadt in der Kategorie 50 000 bis 100 000 Einwohner zur attraktivsten Deutschlands gewählt.

Der Platz vor der Sparkasse ist ein beliebter Auftrittsort für Straßenmusiker. Nach 20 Minuten muss dieser allerdings gewechselt werden.

Foto: Theresa Szorek

Das fand das Institut für Handelsforschung Köln bei einer Befragung seiner Kunden heraus. Es gibt eine große Vielfalt bei den Geschäften, ohne, dass die Gemütlichkeit verloren geht. Doch nicht nur bei Bummlern und Einkäufern kommt die Innenstadt gut an: Auch Straßenmusiker schwören auf die Fußgängerzone. Manche reisen sogar extra aus anderen Städten an.

Alina Johann ist Jazz-Sängerin, sie studiert an der renommierten Folkwang Universität der Künste in Essen. Früher hat die gebürtige Hildenerin oft mit ihrer Band in Hilden auf der Straße Musik gemacht. „Wir waren damals erst frische 18 Jahre alt und wenn man noch nicht bei der Kneipentour in Hilden dabei ist, ist das eben die Alternative“, erzählt Johann von der damaligen Zeit. „Wir haben uns als Band damals über die Katholische junge Gemeinde gegründet. Da wir sowieso immer mit akustischen Instrumenten Musik gemacht haben, war es total sinnvoll, erst einmal Straßenmusik zu machen.“ Denn das Besondere an der Fußgängerzone ist nicht nur die Vielfalt der Geschäfte und Cafés, sondern auch die Akustik.

Auf der Mittelstraße wechseln sich schmale Passagen mit großen Plätzen ab. In der Regel sind Musiker auch unverstärkt gut zu hören. Für Johann damals ein wichtiger Punkt. „Man ist nicht zu laut und penetrant mit seiner Musik und der Klang ist natürlicher“, erklärt sie. Seit dem Beschluss zur Regelung der Straßenmusik in der Hildener Innenstadt, die 2019 gefasst wurde, ist der Einsatz von elektronisch verstärkten Instrumenten ohnehin verboten. Auch Blechblasinstrumente sind nicht erlaubt. Zuvor hatte es in Hilden keine spezifischen Vorschriften zur Straßenmusik gegeben – Musiker aus den umliegenden Großstädten, in denen es bereits strengere Regeln gegeben hatte, waren daher besonders gern in Hilden zu Gast. Darum hätten Regeln formuliert werden müssen, so die damalige Bürgermeisterin Birgit Alkenings.

Von Casting für Straßenmusiker sieht die Stadt ab

Die Beschlussvorlage hält allerdings eines ganz klar fest: Straßenmusik gehöre zum Erscheinungsbild deutscher Innenstädte und sollte nicht verboten werden. Die Spielregeln seien nur formuliert worden, um ein gutes Miteinander zu gewährleisten. „Man kennt aus größeren Städten ja, dass Straßenmusiker kleine Verstärker und Mikrofone aufbauen. Natürlich heißt das auch, dass man schnell ein gewisses Lautstärkelevel erreicht“, so Johann. „Personen, die einfach nur so in der Stadt unterwegs sind, können sich dem ‚Lärm‘ dann nicht entziehen und es fällt schwerer die Kunst auszublenden. Ich finde es daher immer angenehmer, unverstärkt zu musizieren.“

Von einem Casting für Straßenmusiker, wie es es beispielsweise in München gibt, sieht die Stadt Hilden ganz bewusst ab. In der bayerischen Landeshauptstadt müssen Musiker vor einer Jury eine Spielprobe abgeben, um eine Spielerlaubnis zu bekommen. So soll die Qualität der Darbietungen sichergestellt werden. „Dieser auf den ersten Blick durchaus charmante Weg scheitert allerdings schon daran, dass es nicht Sinn und Zweck einer ordnungsbehördlichen Verordnung sein kann und darf, derartige Qualitätsmerkmale regeln zu wollen“, heißt es im Beschluss. „Es bliebe abschließend die Frage: Was ist gute Musik? Und dies losgelöst von einem sich ansonsten ergebenden Aufwand für ein solches Bewertungsgremium.“ Ob Straßenmusik gefalle oder eben nicht, solle auch weiterhin der Straße und somit den Zuhörern überlassen werden. Im Fall von Alina Johann und ihren Bandkollegen hat der Erfolg der Gruppe Recht gegeben: Marvin, Dennis und Philip Rohrschneider waren gemeinsam mit Alina Johan als „S.PAM“ nicht nur in der Fußgängerzone, sondern auch auf vielen Bühnen in Nordrhein-Westfalen unterwegs. Und auch der Musiker Chris James trat als Jugendlicher in Hilden auf der Straße auf. Heute schreibt er Songs für Apache 207 und BTS.