Hilden Ministerin: Auto-Konzerne sollen nachrüsten
Hilden/Monheim. · Die technische Nachrüstung von Euro-5-Diesel ist zugelassen. Für gewerbliche und kommunale Nutzung gibt es eine Förderung des Bundes. Für Privatkunden sieht NRW-Umweltministerin, Ursula Heiner-Esser, die Auto-Konzerne in der Pflicht.
In vielen Städten in NRW werden die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten. Die Deutsche Umwelthilfe hat deshalb 14 Städte verklagt. In Köln und Aachen haben Gerichte der Deutschen Umwelthilfe Recht gegeben. Die Landesregierung ist in die Revision gegangen, lässt die Entscheidungen überprüfen. „Bei den übrigen zwölf Verfahren sind wir in Vergleichsverhandlungen“, erläuterte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) bei ihrem Besuch beim Kfz-Verband NRW in Hilden: „Für uns ist wichtig: Die Grenzwerte müssen eingehalten werden. Dafür brauchen wir auch die Hardware-Nachrüstung von Euro-5-Diesel.“ Sie forderte alle Automobilhersteller auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und bei der Nachrüstung zu unterstützen.
Es gibt inzwischen passende Nachrüst-Systeme für eine ganze Reihe von Fahrzeugen – vom Pkw über Transporter bis hin zu Lastwagen und Bussen. Sie sind mittlerweile vom Kraftfahrtbundesamt zugelassen und können das gesundheitsschädliche Stickstoffdioxid von Euro-5-Diesel zuverlässig um bis zu 80 Prozent reduzieren. Das kostet für einen Pkw 3000 bis 4000 Euro. Aber nur VW und Daimler unterstützen Privatkunden mit einem Zuschuss von 3000 Euro. Und das auch nur, wenn sie in 15 sogenannten „Intensivstädten“ leben. Das hatten die beiden Hersteller mit der Bundesregierung ausgehandelt. Andere Autobauer wollen sich an einer Hardware-Nachrüstung nicht beteiligen. Für sie ist es lukrativer, neue Fahrzeuge
zu verkaufen.
„Wir benötigen die Möglichkeit einer kostengünstigen Nachrüstung für alle Euro-5-Diesel-Besitzer“, fordert die Umweltministerin in Hilden. Dieser Forderung habe sich im November auch die Umweltministerkonferenz auf Antrag des Landes Nordrhein-Westfalen angeschlossen. Über staatliche Unterstützung für private Euro-5-Diesel-Fahrer sagte Heinen-Esser nichts.
Bis zu 80 Prozent Zuschuss gibt es bislang nur für Kommunen und gewerbliche Handwerker- und Lieferfahrzeuge. Bezahlt von der Bundesregierung. Die Förderbeiträge wurden jetzt noch einmal erhöht. „Ich kann nur jedem Betrieb empfehlen, von diesem Programm Gebrauch zu machen“, appellierte die Umweltministerin. Darüber hinaus habe NRW die Nachrüstung von Bussen im ÖPNV um 15 Prozent auf 95 Prozent erhöht.
Finanzstarke Städte wie Monheim haben inzwischen schon viele Euro-6-Diesel angeschafft oder setzen auf Elektromobilität, teilt der städtische Pressesprecher Thomas Spekowius mit. Im erweiterten Kernverwaltungsfuhrpark befänden sich nur noch die beiden Stadtauto-Diesel (Carsharing) und das städtische Aktionsmobil. Alle seien mit Euro-6-Norm ausgestattet. Die neun von den städtischen Bediensteten als Dienstfahrzeug mitgenutzten Stadtautos führen allesamt elektrisch. Die Bahnen der Stadt Monheim (BSM) hätten derzeit 45 Fahrzeuge, davon seien bereits 25 (mehr als die Hälfte) mit Euro-6 ausgerüstet. Weiterhin gebe es fünf Elektrofahrzeuge (die autonomen Busse). 2020 würden neun weitere Fahrzeuge durch Euro-6-Busse ersetzt.
Lediglich die dann noch verbleibenden neueren Euro-5-Fahrzeuge würden voraussichtlich umgerüstet, sagt Spekowius. Auch die neueren Autos von Feuerwehr und Rettungsdienst würden schon seit längerem in Euro 6 angeschafft. Eine Umrüstung sei momentan nicht geplant. Die sei nach Auskunft der Feuerwehr zu aufwändig. Viele der Wagen seien Sonderanfertigungen. Eine Umstellung des Fuhrparks der Alarmfahrzeuge auf Elektroantrieb sei derzeit nicht geplant.
In Deutschland sind geschätzt noch rund sechs Millionen Euro-5-Diesel auf den Straßen unterwegs. Die Luft müsse nicht nur in den so genannten „Intensivstädten“, sondern überall auch in der Fläche sauberer werden, fordert die Umweltministerin. Die Hardware-Nachrüstung von Euro-5-Dieseln habe auch eine soziale Dimension. Nicht jeder könne sich ein neues, schadstoffärmeres Fahrzeug leisten.