Umweltschutz in Haan Bürger im Einsatz gegen den Müll

Haan · Die Resonanz auf den Dreck-weg-Tag der Stadt Haan am vergangenen Samstag hätte besser sein können. Dennoch war die Innenstadt nach dem zweistündigen Einsatz bei bestem Wetter an vielen Stellen deutlich sauberer.

Ein gutes Dutzend Aktive half beim Dreck-weg-Tag in Haan: Auch Thomas Kowalzik hat fleißig mit angepackt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wenn mehrere 100 000 Besucher das Volksfest Haaner Kirmes besuchen, entsteht eine Menge Müll. Zwar hatten die fleißigen Kräfte des Betriebshofes in den drei Tagen nach dem Kirmes-Ende am Dienstag schon aufgeräumt, doch für die „Feinheiten“ sorgten jetzt die Bürger. Sie nahmen teil am Dreck-weg-Tag der Stadt Haan.

Die Aktion

Zwei Stunden Zeit investierten die Aktiven am Samstagvormittag. Am Treffpunkt hinter dem Verwaltungsgebäude Alleestraße 8 stattete Carmen Viehmann, Abfall- und Umweltberaterin der Stadt Haan, die Teilnehmer aus mit Handschuhen, Greifzangen und Müllbeuteln. Dann zogen die Kämpfer gegen den Müll los – einzeln oder zu zweit.

Sammelgebiet

Die Bereiche rund um die Innenstadt waren Ziel des Einsatzes. Da entmüllten die einen das Haaner Bachtal, andere waren im Umfeld der Gesamtschule unterwegs. Wieder andere setzten die Greifzangen ungezählte Male entlang der Alleestraße, auf dem Alten Kirchplatz, entlang von Friedrichstraße und Friedhofstraße ein. Müllsäcke füllten sich auch rund um das Rathaus.

Resonanz

Nur ein gutes Dutzend Helfer war der Einladung der Stadt gefolgt. Die Müllsammler hatten sich per E-Mail und per Telefon bei der Abfallberatung gemeldet. Dort Namen, Adressen, und Geburtsdatum für die Versicherung durch die Stadt angegeben. Carmen Viehmann hatte mit mehr Helfern gerechnet. Einen möglichen Grund hatte sie ausgemacht. „Der Termin steht zwar im Abfallkalender 2024, der online als pdf-Dokument verfügbar ist. Aber seit die Kalender nicht mehr an alle Haushalte verteilt werden, gerät so ein Datum schnell aus dem Blick.“ Der Presseaufruf durch die Verwaltung hatte auf jeden Fall Thomas Kowalzik aufmerksam gemacht. Er ist mit seiner Frau vor einem Jahr aus Franken in die Gartenstadt gezogen. Jetzt, gerade Rentner, hatte er an einem Samstag Zeit für das Müllsammeln. Unter den Teilnehmern waren mehrere, die ihr Rentnerdasein Samstag mit sinnvoller Gemeinschaftsarbeit gestalteten. Ein Gutteil der Aktiven hatte aber schon Müllsammel-Praxis, gesammelt bei städtischen Aktionen, bei der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt oder bei den Dreck-weg-Spaziergängen der WLH, jeweils am letzten Mittwoch eines Monats.

Ausbeute

„Da ist schon viel zusammengekommen“, sagte Carmen Viehmann am Ende der Aktion. Sie schaute dabei auf ein Dutzend voller Müllsäcke. Die jedoch waren nur ein Bruchteil der Ausbeute. Denn unterwegs hatten die Sammler bereits so manche volle Tüte abgestellt – jeweils an einer Bushaltestelle. Die waren am Schluss zu nennen, auf dass der Betriebshof die Tüten voller Unrat am Montag einsammelt.

Funde

Neben Massen an Zigarettenkippen, Zigarettenschachteln, Snack-Papierchen, Taschentüchern und pfandfreien Trinkpäckchen gab es auch eine ganze Reihe von besonderen Funden. Gefüllte Müllsäcke lagen unter Buschwerk. Ein Team hatte einen kaputten, durchsichtigen Regenschirm aus dem Gebüsch gefischt. Robert Abel war erstaunt über die Mengen von Kabelbindern, die nach dem Entfernen von Plakaten vor Ort zurückgeblieben waren. Nicola Günther wunderte sich über die vielen gefundenen Wodka-Flaschen. An der Alleestraße lag am Rand eines Blumenbeetes ein Ohrhörer, der möglicherweise beim Sprint zum Bus unbemerkt aus dem Gehörgang gerutscht war.

Reaktionen

Unterwegs erlebten die Sammler ein Wechselbad der Gefühle. Immer wieder wurden sie von mitleidigen Blicken aus Autos oder von Passanten getroffen. Man spürte förmlich die Gedanken an Sozialstunden, die die Menschen mit Greifzangen vermeintlich zu leisten hätten.

Aber es gab auch die andere Seite. „Ich bewundere solchen Einsatz immer wieder“, sagte eine Spaziergängerin auf der Friedhofstraße, als der Sammler kurz wartete, bis die alte Dame vorbei war. Und etwas weiter ließ eine Seniorin vernehmen: „Es ist unglaublich, was die Leute alles hinwerfen! Da fragt man sich doch, wie es bei denen zu Hause aussehen mag!“