Waschbären plündern Grube 7

Kameraaufnahmen belegen, dass das nachtaktive Raubtier die gefährdeten Frösche und Kröten im Naturschutzgebiet auffrisst.

Gruiten. Mehr als 100 tote Grasfrösche und auch einige tote Kröten in der Grube 7 haben nicht nur Haaner Naturschützer vor ein Rätsel gestellt.

Auch die vom ehrenamtlichen Landschaftswächter Volker Hasenfuß deshalb angeschriebenen und um Rat gebetenen Experten in Nordrhein-Westfalen konnten sich den Tod der Amphibien nicht erklären.

„Angefangen hat es damit, dass die Zahl der Kreuzkröten in der Grube 7 stark zurückgegangen ist“, sagt Hasenfuß, der sich seit Jahren in der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) Haan engagiert.

Nachdem er und seine Mitstreiter dort im Laufe der Jahre zehn Teiche angelegt haben, gab es ein paar Jahre lang einen sehr guten Bestand der auf der Roten Liste stehenden Kreuzkröten. Der ist jetzt wieder gefährdet.

Inzwischen weiß Hasenfuß, wer für das Amphibiensterben in der Grube 7 verantwortlich ist: Waschbären. „Wir konnten uns lange nicht erklären, wer das macht“, sagt Hasenfuß: „Die Frösche wurden sozusagen ausgehöhlt und lagen zwischen dem Laich.“

Natürliche Feinde, wie der Uhu, der eigentlich andere Lieblingsspeisen hat, oder der Graureiher, hinterlassen an toten Tieren andere Spuren. Hasenfuß hatte zwar einen Verdacht, nachdem er in der Grube 7 verdächtige Abdrücke gefunden hatte, „aber ich bin kein Jäger und kein Spurenleser“, sagt er.

Volker Hasenfuß, ehrenamtlicher Landschaftswächter

Mit Agnu-Mitstreiter Markus Rotzal installierte er im April dieses Jahres eine Wildkamera in der Grube 7 — und die brachte den Beweis. „Zur Wanderzeit der Grasfrösche stellten sich ab etwa 21 Uhr Waschbären ein und blieben bis zum Morgengrauen“, sagt der Landschaftswächter.

300 Aufnahmen machte die Kamera in dieser Nacht und hielt sogar drei Waschbären in einem Bild fest, die genau dort saßen, wo die Naturschützer die toten Frösche gefunden hatten.

„Waschbären sind Allesfresser und haben keine natürlichen Feinde“, sagt Hasenfuß. Sie klettern in Bäume, fressen Vogeleier und seien auch schon in der Felswand der Grube 7 gesichtet worden — dort nistet der Uhu. „Wir hatten gehofft, der hält die Zahl der Waschbären gering“, sagt Hasenfuß. Aber der Hunger der Uhus reicht nicht aus, um das biologische Gleichgewicht in der Grube 7 wieder herzustellen.

Hasenfuß hat das Problem mittlerweile der Unteren Landschaftsbehörde gemeldet. Die Naturschützer werden die Waschbären nicht bekämpfen. „Das ist nicht Sache der Agnu“, sagt Hasenfuß.“ Auch die Untere Landschaftsbehörde kann gegen die Tiere nichts ausrichten. Dafür werden in Kürze die Jäger aktiv.

„Aber erst, wenn die Schonzeit vorbei ist“, sagt Karl-August Niepenberg, der zuständige Jagdpächter: „Allerdings sind die Tiere sehr schwer zu jagen.“ Mit Fallen könnten sie geschnappt werden. Ein befreundeter Jäger mit entsprechender Erlaubnis habe im Osterholz mit Fallen zwölf Waschbären gefangen. Niepenberg: „Es deutet sich an, dass die Tiere hier zu einer Plage wie in Hessen werden.“