Weißer Disco-Nebel deckt falsche Anschlüsse im Kanalsystem auf
Das Netz der Regen- und Schmutzwasserkanäle im Untergrund ist rund 280 Kilometer lang. Es wird ständig überprüft. Jetzt mit Dampf.
Hilden. Der Porscheweg, eine Stichstraße im Hildener Westen, wirkt am Vormittag wie ausgestorben. Die einen haben wahrscheinlich Urlaub, die anderen sind arbeiten. Plötzlich steigt aus der Dachentlüftung des ersten Hauses weißer Rauch auf — wie bei der Papstwahl in Rom. Dann fängt Haus um Haus an zu „rauchen“ — über mehr als 100 Meter. Das Ganze hat etwas Surreales.
„Das ist ganz normaler Disco-Nebel“, erklärt Vorarbeiter Ingo Hübbes von der Firma Umwelttechnik Jansen. „Wir nehmen am liebsten Weiß, weil man das am besten sieht.“ Die Männer in Orange sind im Auftrag der Stadt Hilden unterwegs. Sie blasen den Disco-Nebel in einen Schmutzwasserkanal — und schauen, wo er wieder herauskommt. „Obwohl der Kanal ausreichend bemessen ist, kam es in der Vergangenheit zu Überschwemmungen und Rückstauerscheinungen“, erläutert Sven Herbeck vom Tiefbauamt. „Einige Keller sind vollgelaufen. Mit der Kanalnebelung wollen wir die Ursachen ermitteln. Ein möglicher Grund könnten falsch angeschlossene Regenwasserleitungen sein.“
Die Stadt hat ein sogenanntes Trennsystem: Abwasser und Regenwasser werden in getrennten Kanälen abgeleitet. Wenn Herbecks Vermutung stimmt, müsste im Porscheweg weißer Nebel aus Dachrinnen, Regenwasserfallrohren oder Entwässerungsrinnen in Garageneinfahrten aufsteigen. Tut er aber nicht. Und was ist mit der kleinen Entlüftung da auf dem Dach? „Das ist eine Toiletten-Entlüftung“, genügt bei Fachmann Hübbes ein kurzer Blick. Die Kamera, die er sich umgehängt hat, um Fehlanschlüsse zu dokumentieren, kommt nicht zum Einsatz. Strafen müssen Eigentümer bei Falschanschlüssen übrigens nicht fürchten. „Das sind Handwerkerfehler, die halt passieren“, sagt Tiefbauamtsleiter Harald Mittmann: „Fehlanschlüsse müssen allerdings korrigiert werden. Und das muss der Eigentümer zahlen.“
Bei einem Haus am Porscheweg ist kein weißer Nebel zu sehen. „Die haben eine Rückstauklappe“, weiß Herbeck. Die Ursachen für die Überschwemmungen und Rückstauungen können mit Hilfe des Disco-Nebels an diesem Tag nicht geklärt werden. Die Stadt nutzt noch andere Möglichkeiten, ihre Kanäle zu untersuchen. Sie werden mit Kameras befahren und regelmäßig gereinigt, erläutert Mittmann: „Deshalb wissen wir, dass unser Kanalnetz in gutem Zustand ist.“
In einem Zeitraum von vier Jahren wird das Netz einmal komplett untersucht. Die Stadt steckt jedes Jahr 200 000 Euro in den Unterhalt und zwei bis 2,5 Millionen Euro in die Erneuerung. Die Investitionen finanzieren die Einwohner über ihre Gebühren. Bis 2023 sollen 38 Millionen Euro ins Kanalnetz investiert werden. Trotzdem sollen die Wassergebühren nur moderat steigen. Mit dem Trennsystem spart die Stadt. .