Altstadt im Dornröschenschlaf
Die Altstadt muss wach geküsst werden. Da sind sich die Monheimer einig. Während die Wirte Ideen sammeln, fehlt für die Umsetzung „Historische Altstadt“ das Geld.
Monheim. Es wurde getuschelt. Die Reihen im Ratsaal lichteten sich nach und nach. Der Kölner Architekt Ulf Hamann ließ sich aber nicht irritieren und erläuterte weiter die Folien, die er an die Wand geworfen hatte: Es ging um das Urkataster der Altstadt, die Bebauungstruktur und Gestaltungs- und Denkmalbereichs-Satzungen — alles Bestandteile des Revitalisierungsprogramms.
Doch unter Revitalisierung verstanden die Bürger, die der Einladung der Verwaltung gefolgt und zur Bürgerinformation gekommen waren, etwas anderes: „Warum geht es hier nur um die Architektur? Wie wird die Altstadt wirtschaftlich wiederbelebt?“, unterbrach Peter Karp den Vortrag. „Das ist doch die Frage, die uns alle bewegt.“
Für die Stadt stehen die architektonische und die wirtschaftliche Aufwertung der Altstadt im Zusammenhang: Beleuchtung, Bepflanzung, Spielzonen, Brunnen und Bänke sollen die Altstadt attraktiver machen, Gastwirtschaften sollen die Terrassen nutzen. „Für die Nutzung wird dann keine Pacht verlangt, dafür verpflichten sich die Gastwirte, einheitliche Sonnenschirme und Möbel aufzustellen“, erläuterte Michael Kraus die Vision der Verwaltung.
Attraktive Ladenlokale müssten sich ansiedeln, damit sich der Weg in die Altstadt wieder lohne. „Zurzeit gibt es keinen Grund, durch die Altstadt zu gehen. Wir müssen wieder einen schaffen“, sagte Kraus: „Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich geändert. Für ein Bier geht heute keiner mehr aus dem Haus.“ Die Wirte müssten ins Boot geholt werden. „Die müssen auch etwas tun“, sagte Kraus. Und das tun sie auch: Hinter verschlossenen Türen tüfteln sie bereits seit mehreren Wochen an ihren Ideen. Ein Termin steht schon fest: Die Stadt gab bekannt, dass am 17. September das Altstadtfest steigt.
Auf das Projekt „Historische Altstadt“, die Freilegung von Fachwerkhaus-Fassaden und die Verlegung von Kopfsteinpflaster müssen die Monheimer hingegen noch warten. Die Kasse ist leer. „Es gibt Möglichkeiten, vom Land bezuschusst zu werden. Den kleineren Teil müsste die Stadt dann aber trotzdem selbst tragen“, erläuterte Kraus. „Das heißt also im Klartext: Hier wurde aufwändig ein Konzept erarbeitet, dass auf unbestimmte Zeit in der Schublade verschwindet“, resümierte Thomas Kuhl. „Sobald wir das Geld aber wieder haben, sind wir bereit und können loslegen“, erwiderte Kraus.
Das Revitalisierungsprogramm hatte der Rat im Dezember beschlossen. Ziel war es, ein verstärktes Mitspracherecht mit einer Denkmalbereichssatzung zu haben, die den historischen Stadtkern unter Denkmalschutz stellt. Für Hausbesitzer bedeutet sie, dass sie alle Veränderungen an ihren Häusern mit der unteren Denkmalbehörde abstimmen müssten. Im Gegenzug könnten sie Baukosten steuerlich absetzen.