Arbeit im "J@z": „Hier kann ich ’was bewirken“
Stephan Görsch und Robert Thaler arbeiten im „J@z“. Musik gehört für sie mit zum Job.
Langenfeld. „Junge, mach’ was Vernünftiges“, hat Robert Thaler die Stimme seiner Mutter im Ohr gehört, als er sich für die Ausbildung zum Speditionskaufmann bewarb. Er zog die Lehre durch. Die Aussichten auf einen Job waren gut. Doch sein Herz wählte einen anderen Weg.
„Ich wollte eigentlich immer schon mit Jugendlichen arbeiten“, sagt der 27-Jährige. Als vergangenes Jahr sein Telefon klingelte und sein Freund Stephan Görsch ihm eine Stelle im Jugendzentrum „J@z“ anbot, musste er nicht lange überlegen. Seine Mutter war von dem Schritt weniger begeistert: „Kannst du von dem Geld überhaupt Leben?“ Kann er. „Zwar werde ich sicher nicht reich, aber dafür glücklich.“
Auch die Eltern von Stephan Görsch (34) waren skeptisch, als ihr Sohn eine Laufbahn als Sozialpädagoge einschlug. Aber wie für Robert Thaler ist seine Stelle beim „J@z“ mehr als ein Job. „Hier kann ich etwas bewegen.“ Sein junger Kollege nickt: „Die Jugendlichen sind in einer Umbruchphase: raus aus der Schule, rein ins Leben. Wir helfen ihnen, den Weg zu finden.“ Das versuchen die beiden auf eine besondere Weise: mit Musik.
2005 richtete Stephan Görsch, der neben Sozialpädagogik auch Tontechnik studiert hat, in der ersten Etage ein kleines Tonstudio ein — für die meisten Jugendlichen die erste Gelegenheit, eine eigene CD aufzunehmen. „Ich möchte meine Leidenschaft weitergeben“, sagt Görsch, der von den Jugendlichen im „J@z“ nur „DJ Goersch“ genannt wird.
Manchmal kommt es vor, dass die Jungmusiker sich nichts sagen lassen wollen und die Tipps von Stephan Görsch überhören. „Das ändert sich schnell, wenn sie merken, dass wir was drauf haben“, sagt Robert Thaler, der selbst als Jugendlicher vom Hip-Hop-Fieber gepackt wurde und heute nebenbei Bands produziert.
Mit dem Klischee vom bösen „Gangster-Rapper“ wollen beide Jugendleiter nichts zu tun haben. „Es geht um das Spiel mit der Sprache“, sagt Thaler. Um neue Metaphern zu finden, schlagen einige Jugendliche sogar im Fremdwörterlexikon nach. „Das hilft ihnen, Sprachgefühl zu entwickeln, auch in der Schule.“
Kleine Erfolgserlebnisse sind es, die Stephan Görsch und Robert Thaler motivieren, weiter zu machen. „Ich erinnere mich an einen Jungen, der mit schwierigen Familienverhältnissen und Mobbing zu kämpfen hatte. Wir haben mit ihm ein Album aufgenommen. Das gab ihm Selbstbewusstsein“, erzählt Görsch.
Vor kurzem kam der Junge mit einem breiten Lächeln ins „J@z“: „Ich bin auf der Straße von meinen ersten Fans angesprochen worden.“