Ausstellung in Langenfeld: Ungeschminkte Belle Epoque
Mit 50 farbigen Plakaten stellt das Kulturelle Forum Henri de Toulouse-Lautrec als scharfen Beobachter seiner Epoche vor.
Langenfeld. Rembrandt ist gerade ausgezogen - Henri de Toulouse-Lautrec zieht am 31. Oktober ein! Mit Originalen von Künstlern mit Weltruf gelingt es dem Team des Kulturellen Forums im Freiherr-vom-Stein-Haus immer besser, Langenfeld als Ausstellungsort bekannt zu machen. Rembrandts 70Meisterwerke der Radierkunst haben in acht Wochen 1339 Besucher ins kleine, aber feinen Museum an der Hauptstraße geführt.
"Auf der Liste, welcher Künstler uns viele Leute ins Haus bringt, stand Toulouse-Lautrec schon lange ganz oben", sagt Leiterin Anne Graw-Lipfert (58). Greifbar wurde das Ausstellungsprojekt aber erst, nachdem sie mit Kollegin Margaretha Waßmer im Februar 2008 Toulouse-Lautrecs "Stars vom Montmartre" auf Schloss Cappenberg bei Unna gesehen hatte.
Dort konnte der Kontakt zu Dr. Jürgen Doppelstein, dem Ausstellungsmacher bei der Ernst-Barlach-Museumsgesellschaft geknüpft werden. "Danach musste aber noch zäh verhandelt werden, bis feststand, dass wir mit finanzieller Hilfe unseres Fördervereins etwa 50 der bekanntesten Plakate aus Hamburg bekommen", sagt Graw-Lipfert. Was es die 347 Mitglieder des Museumsvereins genau gekostet, will sie nicht verraten.
Der aus dem französischen Hochadel stammende Maler und Grafiker (1864-1901) ist vor allem für seine Plakate berühmt. Die von japanischen Holzschnitten inspirierten Farblithographien mit ihren starken Kontrasten sowie der Verbindung von Schrift und Bild markieren den Ausgangspunkt der modernen Plakatkunst. Innerhalb nur eines Jahrzehnts hat es der nach einem Unfall kleinwüchsige Aristokrat, mit seinen ungeschminkten Szenen aus dem Pariser Nachtleben geschafft, das Bild von der "Belle Epoque" zu prägen.
Can-Can, Moulin Rouge, Bars, Prostitution und Künstlermilieu rund um den Montmartre - all das verbindet man heute oberflächlich mit Toulouse-Lautrec. Dass der Künstler mehr drauf hatte, soll in Langenfeld erkennbar werden. Mit scharfem Auge erfasste er die Schönheit und Hässlichkeit, die Fehler und Schwächen, ohne die Porträtierten als Karikaturist bloßzustellen. Waßmer: "Ein paar Werke von Zeitgenossen, die wir zeigen, machen seinen Einfluss deutlich."
Die farbigen Steindrucke und Lithographien, Einzelblätter und Folgen, die zum Teil in niedrigster Auflage gefertigt wurden, stammen aus Privatbesitz. Die Ausstellung "Henri de Toulouse-Lautrec - Die Welt vom Montmartre in Farblithographien" ist bei freiem Eintritt bis 24. Januar zu sehen. Ergänzend werden Führungen, Konzerte und Workshops angeboten (siehe Kasten).