Baumberg: Wende in der Schul-Diskussion
Analyse: Die Politik diskutiert über die Schließung eines Schulstandortes. Dünchheim zeigt überraschende Alternativen auf. So könnten zunächst alle Schulen erhalten bleiben, Leerstände füllen Awo-Kitas und Musikschule.
Baumberg. Und täglich grüßt in Baumberg das Murmeltier - äh: die Grundschuldiskussion. Die Zahl der Kinder sinkt. Auf Dauer sind drei Grundschulstandorte nicht zu halten. Darin ist sich die Politik einig. Die Fraktionen ziehen zumindest verbal auch an einem Strang, wenn es darum geht, die Entscheidung auf keinen Fall zum Wahlkampfthema zu machen.
Doch Tatsache ist: Der Wahlkampf hat längst begonnen. Und bis zum kommunalen Urnengang ist es nur noch etwas über ein Jahr. Im Juni 2009 wird der neue Rat samt Bürgermeister gewählt. Sollte die Weichenstellung für Baumbergs Grundschullandschaft eigentlich bis dahin längst gefallen sein, zeichnet sich nun ein ganz anderes Szenario ab: Abwarten!
Man fühlt sich erinnert an die Grundschuldiskussion vor einigen Jahren. Damals - auch vor einer Kommunalwahl - wollte die absolute CDU-Mehrheit eigentlich in Baumberg Nägel mit Köpfen machen. Die Geschwister-Scholl-Schule sollte geschlossen werden. Über der katholischen Kniprode-Schule lag und liegt der Segen des christlichen C der Union.
Bürgermeister Thomas Dünchheim zog die Notbremse und behauptete: Keine Grundschule muss schließen! Baumberg Ost als riesiges Wohngebiet mit vielen neuen Kindern wurde als Rettung gefeiert. Das ist Jahre her und Baumberg Ost immer noch Acker. Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass Dünchheim wieder die Notbremse zieht.
Natürlich liegt die Entscheidung über Baumbergs Grundschullandschaft letztlich in Reihen der Politik. Aber während auch künftig zwei Eingangsklassen an der Kniprode-Schule offensichtlich von der CDU gar nicht in Frage gestellt werden, geht Dünchheim in die Offensive. Er prognostiziert bereits ab 2013 katholische Kinder für nur noch eine Klasse.
Und damit trifft er einen Nerv der Argumentation für die Unantastbarkeit der Kniprode-Schule, habe sie doch die höchsten Anmeldezahlen, wie auch die FDP betont. Wenn allerdings die Zahl anderer Konfession schon bald dort überwiegt, kann von einer katholischen Grundschule wohl kaum noch die Rede sein.
Aber Dünchheim wäre nicht Dünchheim, würde er nicht noch strategisch nachlegen. Er bringt nun nämlich gleichzeitig die Option ins Rennen, dass erst einmal keine Schule schließen müsse. Einmal begründet er das mit dem Hinweis, dass Leerstand durch weniger Klassen sinnvoll genutzt werden könne.
Da geht der Blick zur Bregenzer Straße. Dort sind zwei Awo-Kindergärten und die Musikschule in baufälligen Pavillons untergebracht. Der Bürgermeister schlägt den Abriss vor samt Umzug der Einrichtungen in Schulgebäude. Wohin genau, solle noch beraten werden.
Baumberg Ost kommt in der Argumentation Dünchheims ebenfalls wieder auf die Tagesordnung. "Die Wohnbebauung wird mit vier Jahren Verzögerung realisiert. Die Argumentation bleibt: Es werden mehr Kinder da sein."
Wenn das keine verlockenden Argumente für die Politik sind. Die unbequeme Entscheidung über eine Schulschließung ist erst einmal aus der Welt. So wird es wohl kommen. Und sollten die Fraktionen doch nicht mitspielen, kann der Bürgermeister seine Hände in Unschuld waschen.