Bedeckt abtauchen: Burkinis sind erlaubt
Im Monheimer Mona Mare werden die Ganzkörper-Anzüge für Schwimmerinnen sogar verkauft.
Langenfeld/Monheim. 70 Jahre nach Erfindung des Bikinis erregt plötzlich der Burkini die Gemüter. Besonders im vom islamistischen Terror erschütterten Frankreich ist eine hitzige Diskussion entbrannt um den Ganzkörper-Badeanzug, der nur Gesicht, Hände und Füße frei lässt. Konservative Politiker fordern sogar ein Verbot des Kleidungsstücks. Im Langenfelder Freibad ist der Burkini seit diesem Sommer ebenfalls präsent — ständig allerdings nur als Piktogramm auf einem Schild im Eingangsbereich. „Wir haben unsere Baderegeln angepasst“, sagt Kristin Erven-Hoppe von der Badbetreiberin SGL. Neben Badeshorts, -hose, -anzug und Bikini erlauben diese nun auch das Baden im Burkini. „In diesem Sommer haben auch schon einzelne Frauen im Freibad Burkini getragen“, berichtet die SGL-Sprecherin.
KristinErven-Hoppe, Sprecherin der SG Langenfeld
Im Mona Mare in Monheim kann man den Ganzkörper-Badeanzug sogar kaufen. 149 Euro kosten die wenigen verfügbaren Modelle in gedeckten Farben. „Wir sind ein Bad für alle“, sagt Betriebsleiterin Sandra Groos: „Wenn jemand aus religiösen, ästhetischen oder anderen persönlichen Gründen möglichst wenig Haut zeigen möchte, dann respektieren wir das.“ Und das bereits seit mehr als zehn Jahren, betont Groos: „Damals fragte eine Dame an, ob sie mit solch einem Badeanzug bei uns schwimmen gehen könnte. Seither sieht man Burkinis bei uns, wenn auch nur selten. Alle paar Wochen vielleicht einen.“
Probleme habe es deswegen noch nie gegeben. „Entscheidend ist für uns, ob die Bekleidung schwimmbadtauglich ist — das gilt für alle Badetextilien“, sagt die Mona-Mare-Chefin. „Das ist eine Frage der Hygiene.“ Den Aspekt, dass Träger von Baumwollhosen oder etwa T-Shirts literweise Wasser aus den Becken nach draußen schluppen, sieht Groos „nicht so dramatisch“. Pro Badegast und Tag seien nach einer Faustregeln ohnehin 30 Liter nachzufüllen. „Deshalb bleiben knielange Surferhosen, anders als in einzelnen anderen Bädern, bei uns auch erlaubt.“ Im Langenfelder Freibad hat laut Erven-Hoppe bislang ebenfalls niemand an einem Burkini Anstoß genommen.
„Die neue Badeordnung schafft im übrigen auch Klarheit hinsichtlich anderer Badebekleidung, die Arme und Beine bedeckt“, sagt die SGL-Sprecherin. So seien Klamotten, die empfindliche Kinderhaut vor UV-Licht schützen, nun offiziell ebenfalls erlaubt. In der Vergangenheit habe es da schon mal Irritationen zwischen Schwimmmeistern und Eltern gegeben. Frauen, die beim Schwimmen unter sich bleiben wollen, haben im Langforter Stadtbad ab kommender Woche wieder die Gelegenheit dazu: Dann ist das Hallenbad wieder geöffnet — montags von 10 bis 11 Uhr als „Damenbad“, also männerfrei. Dieses Angebot hat die Stadt vor Jahren eingeführt, um Musliminnen mit traditionellen Kultur- und Glaubensvorstellungen das Schwimmen und die Wassergymnastik zu ermöglichen. Resonanz: Bis zu 80 Frauen sind laut SGL in der Stunde im Wasser. „Keine Freundin von Burkinis“, ist nach eigenem Bekunden die heimische Bundestagsabgeordnete Michaela Noll. „In Deutschland ist das Tragen von Kleidung beim Schwimmen eben nicht üblich. Aber im Gegensatz zur Vollverschleierung kann man hier wenigstens das Gesicht sehen“, sagte die CDU-Politikerin.