Beim Mittelalterfest in der Wasserburg Haus Graven klirren die Schwerter

Die Besucher konnten in das Leben um 1288 eintauchen.

Foto: Matzerath

Langenfeld. Pfeife, Trommel und Laute lockten am Samstag und Sonntag die Besucher durch den Wiescheider Wald hin zum Wasserschloss Haus Graven. Die mittelalterlichen Weisen stimmen bereits auf das bunte Treiben ein, das zwischen den Ständen und um die Zelte der „Löwen der Schlacht“ — Leones Pugnae herrscht. Bei diesen Hobbydarstellern können große und kleine Fans das Leben um 1288 hautnah erleben.

„Wir sind eine Söldnertruppe“, verrät Harry Schinzel, Noch-Knappe, denn bei den „Leones“ gibt es eine strenge Hierarchie. „Das fängt an beim Pagen, dann Knappe und wenn es dem Herrn gefällt, dann wird man irgendwann zum Ritter geschlagen“, erklärt Jens Lihring. Er hat es bereits geschafft. Als Herbort von Dönnhoff ist er sein eigener Herr. So, wie alle Charaktere der Leones Pugnae hat Herbort von Dönnhoff tatsächlich existiert. „Die Charaktere sind geschichtlich belegt“, sagt er. Nicht nur die Charaktere, auch die Waffen, Ausrüstungen und Gewandungen. „Wir leben das Mittelalter“, sagt Lihring, „und versuchen, es den Besuchern nah zu bringen.“ Da darf der kleine Dreikäsehoch schon mal das 1,70 Meter lange Schwert halten. „Das ist ein Gassenhauer“, erklärt Lihring. Damit wurde damals für die Edelleute die Gasse freigemacht.

Nebenan wird ein Kettenhemd repariert. Rund 25 Kilo wiegt das aus 80 000 Ringen in Handarbeit gefertigte Teil. Dabei wird jeder Ring mit anderen Ringen verflochten und dann vernietet. Gut, dass es am Wochenende nicht so heiß war, wiegt doch die komplette Montur eines Ritters um die 40 Kilo. Und damit mussten sie auch noch kämpfen, um Besuchern eine gute Show zu bieten.

Der „Giftmischer-Meister“ sorgt für sinnenreiche Düfte. Chevalier Matthias A.X.P. Marquis De Le Ney ist nicht nur der einzige Räucherstäbchen-Hersteller Europas, er gehört auch einer Familie an, die seit 1647 Seifen und Parfüms herstellt. Er kreiert ein Öl aus roten Kastanienblüten und einen zweiten Duft aus Apfelblüten. „Das Abfallprodukt davon ist bis heute bekannt, die Pomade“, erklärt der Giftmischer-Meister. Das Eisenkraut-Öl öffnete der Familie schließlich die Türen zum Adel.

Von seiner Reise in den Orient brachte der Ur-Ur-Ur-Ahn von Matthias etwas mit, was die Familie weltberühmt machte: das Riechsalz. Noch heute stellt die Familie Seifen in Frankreich her. Vor einigen Jahren wurden durch einen Wasserschaden alte Tagebücher und Rezeptbücher in bisher unentdeckten Gewölben gefunden.

Schmuck, Kräuter und Heilsteine verzauberten die Erwachsenen, während die Kinder mit Leder, Stein und Eisen basteln durften.