Bewusst auf dem Holzweg
Der Bauverein beheizt 734 Wohnungen mit Holzhackschnitzeln. 4,3 Millionen Euro kostet das Projekt. Mieter müssen mehr zahlen.
Langenfeld. Es klingt, als wären mehrere Mitarbeiter am Werk, schütteten das kleingehackte Holz auf die Förderbänder, die es weiter in den Trichter und in den Brennofen befördern. „Das läuft alles vollautomatisch“, sagt Hubertus Dedeck und öffnet eine kleine Luke, um den Blick auf das lodernde Feuer zu gewähren. In wenigen Monaten ist die 14 mal 18 Meter große Heizzentrale an der Ecke Jahn-/Paulstraße entstanden, die 734 Wohnungen des Bauvereins mit Wärme versorgt.
Dafür mussten Leitungen von den Häusern zur Heizzentrale gelegt und die alten Heizkessel durch Übergabestationen in den Häusern ersetzt werden. „Es ist ein großes Bauprojekt, das natürlich auch Risiken birgt“, sagt der Vorsitzende des Bauvereins. „Wer aber die Energiewende will, der muss auch etwas wagen“, sagt er. 800 Tonnen CO2 — 65 Prozent — sollen pro Jahr eingespart werden. Und das ließ sich der Bauverein einiges kosten: Rund 4,3 Millionen Euro wurden in das neue Wärmeversorgungsnetz investiert, 500 000 Euro kommen über Fördermittel wieder rein.
Auch die Mieter des Bauverein-Quartiers müssen für ihre Nebenkostenabrechnung erst einmal tiefer in die Tasche greifen. „Die Heizkosten werden sich voraussichtlich um 25 Prozent erhöhen“, sagt Dedeck. „Dass sich die Heizperiode durch den anhaltenden Winter verlängert hat, darf dabei aber nicht vergessen werden“, sagt er.
Seit der Installation der neuen Heizanlage gibt es für die Mieter der angeschlossenen Wohnungen aber auch mehr Transparenz für ihr eigenes Heizverhalten — und somit auch für die Nebenkostenabrechnung. „Die Mieter können sich mit ihren Daten auf unser Portal einloggen und genau sehen, wie viel Energie sie in welchem Zimmer verbrauchen“, erläutert Dedeck. „Sie können ihren Verbrauch sogar auf den Monat und den Tag herunterbrechen“, sagt er. So könne jeder Mieter für sich selbst entscheiden, „wie einsparwillig er ist“.
Seit die Holzhackschnitzelheizanlage im Oktober in Betrieb gegangen ist, habe es nur selten „kleinere Störungen gegeben“, sagt Hubertus Dedeck. „Es ist schon mal passiert, dass ein Stein in die Anlage gerutscht ist, aber das kann schnell behoben werden“, sagt er. Der Mieter brauche ohnehin keine Sorge haben, dass er im Falle einer Störung kalte Füße bekomme. „Für den Fall gibt es immer noch den sogenannten Pufferspeicher.“
Täglich wird die Heizanlage an der Jahnstraße von einem Mitarbeiter besucht. Die eigentliche Kontrolle erfolgt aber am Bildschirm in der Zentrale des Bauvereins. „Hier wird live gesendet, wie die Maschinen arbeiten“, sagt Dedeck und zeigt auf die farbigen Abbildungen auf dem Bildschirm. Störungen würden dort sofort angezeigt.
Beschwerden aus der Mieterschaft wegen der Umstellung der Wärmeversorgung gab es laut Dedeck bisher nicht. Ein Eigentümer aus der Nachbarschaft beklagte sich jedoch über den vermeintlich braunen Qualm, der aus dem Schornstein der Heizzentrale aufsteigt. „Das ist weißer Wasserdampf, der in der Morgensonne bräunlich schimmert“, so Dedecks Erklärung.