Entschärfer im Einsatz Bombenfund: 2000 Monheimer von Evakuierung betroffen
Monheim. · Am Nachmittag hatten 200 Einsatzkräfte Teile der City geräumt. Um 20.25 Uhr gab es Entwarnung: Die Weltkriegsbombe ist entschärft.
Die Bombe ruht unter einem roten Zeltdach. Eine 125-Kilo-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Die hatte der Kampfmittelräumdienst bei der routinemäßigen Untersuchung der Baustelle Gesundheitscampus an der Alten Schulstraße entdeckt. „Es gab drei verdächtige Stellen“, berichtet Ordnungsamts-Chefin Christiane Schärfke. Bei einer habe sich der Verdacht erhärtet, dass es sich um eine Bombe handelt. Wegen der Hitze habe Sprengmeister Dirk Putzer dazu geraten, diese möglichst schnell zu entschärfen. Gegen 20.25 Uhr gab er Entwarnung.
Die Verwaltung hatte schnell gehandelt und dafür gesorgt, dass im Umkreis von 300 Metern alle Häuser geräumt werden, darunter Rathaus und Rathaus-Center sowie das Altenheim St. Marien. 2000 Menschen sollen davon betroffen gewesen sein. Darüber hinaus hat die Stadt ihre Bewohner gebeten, Türen und Fenster in einem Radius von 500 Metern zu schließen.
Matthias Hilmer wohnt an der Alten Schulstraße, direkt gegenüber dem Campusgelände. Er hatte gestern seinen ersten Urlaubstag und hat Mittagsschlaf gehalten. Ungewöhnlicher Lärm hat ihn gegen 15.30 Uhr geweckt. Doch dabei hatte er sich zunächst nichts gedacht, Kaffee getrunken, berichtet er. Erst als er die Feuerwehr-Durchsage gehört hat, dass das Haus zu räumen ist, hat er sich aufgemacht. „Bevor ich rausgegangen bin, habe ich noch mal bei den Nachbarn geklopft und geschaut, ob noch jemand zu Hause ist.“ Seither vertreibt er sich die Zeit rund um die Aula am Berliner Ring.
Anwohner, die nicht wussten wohin, konnten Ausweichmöglichkeiten in der Aula am Berliner Ring, in der Mensa der Sekundarschule nutzen. Auch die Kulisse hatte ihre Türen geöffnet. „Gegen 15 Uhr kam der Anruf von der Stadt, ob ich als Pächter die Kulisse aufmachen könnte, um die Evakuierten zu versorgen“, berichtet der Caterer. Schnell habe er aus dem Bürgerhaus Baumberg noch Getränke geholt.
Das kleine Bistro ist voll. Christa Hamacher sitzt dort mit ihren Nachbarinnen. „Ich habe das erst gar nicht mitgekriegt“, sagt sie. Doch die Tochter ihrer Nachbarin hatte zunächst ihre Mutter verständigt, weil ihr Bus wegen der Evakuierung nur bis zu Baumberger Chausse gefahren ist. Auf Facebook hat sie die Nachricht vom Bombenfund gelesen. Bis 20.25 Uhr haben die Drei darauf gewartet, in ihre Wohnungen an der Neustraße zurückzukehren. „Bei Bombenwetter“, scherzt Hamacher.
Während Christa Hamacher und mit ihr viele andere im Schulzentrum warten, kommen immer wieder die Busse an. Sie bringen die Menschen aus dem St.-Marien-Altenheim in die Aula, in Rollstühlen. Etliche Begleiter fahren mit, registrieren die Bewohner am Eingang zur Aula. „Wir müssen sehr oft hin- und herfahren“, sagt Hans-Peter Anstatt vom Integrationsbüro, „weil immer nur wenige Rollstühle in die Busse passen.“ Insgesamt 94 Bewohner hat das Altenheim, sagt Leiterin Irmgard Hoffmann. „Die letzten elf werden liegend mit Krankenwagen transportiert.“
Auch der Busbahnhof ist gesperrt. Dort warten die Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Hilfsdiensten wie DRK und Johannitern. „Zwei Drittel des Gebiets“, so sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann als Einsatzleiter gegen 17 Uhr, „sind evakuiert.“ Komplett menschenleer ist gegen 17.20 Uhr aber noch keiner der insgesamt zwölf Evakuierungsbezirke. Es wird dauern.
Zuletzt, gegen 18 Uhr, fehlten dann doch nur noch die letzten elf Bewohner des Altenheims. Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei waren von Beginn an im Einsatz, haben an jede Tür geklopft, um sicherzugehen, dass keiner mehr in den Häusern war. Eine riesige logistische Leistung, zu der Hilfe aus dem Kreis Mettmann und Wuppertal angereist war.
Feuerwehr und Hilfsdienste wie Malteser, DRK und Johannitern waren mit ungefähr 200 Leuten im Einsatz, hat Feuerwehr-Chef Torsten Schlender gezählt.
Die Stadtverwaltung hat etwa 30 Leute eingesetzt, die die Evakuierung des Rathauses vorangetrieben haben. Die Bahnen der Stadt Monheim waren mit fünf Bussen unterwegs und haben die Menschan aus der Gefahrenzone herausgebracht.