Das schmerzliche Wiedersehen mit einem völlig Fremden
Die Zahl der Demenzkranken in Monheim wird sich laut Statistik innerhalb von nur vier Jahren verdoppeln. Ein Netzwerk bietet Hilfe — den Kranken und Angehörigen.
Monheim. Warum stehe ich in Pantoffeln im Schnee? Ich irre durch den Keller. Das Unterhemd gehört nicht über den Pullover. Das weiß ich doch beim Blick in den Spiegel. Aber wie lange noch? Demenz kommt meist schleichend. Heilbar ist sie nicht. Und während es viele immer noch nicht wahrhaben wollen, steht unsere Gesellschaft vor einem Umbruch. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut Statistik des regionalen Demenznetzwerkes leben 7.500 Menschen mit dieser Krankheit im Kreis Mettmann. Jährlich kommen nicht weniger als 2.000 Betroffene hinzu. In Monheim sind es aktuell 630 Demenzkranke — geschätzte 170 Angehörige, Freunde und Mitbürger werden es jährlich mehr. Deswegen hat sich das „Netzwerk Demenz Monheim am Rhein“ gebildet. Gemeinsam kann besser geholfen werden.
Das Netzwerk bildete sich aus dem Arbeitskreis Seniorenarbeit. Die Federführung hat der Soziale Dienst der Stadt. Koordinatorin ist Saskia Mandt. „Es gibt Hilfe. Dieses Signal muss die Menschen erreichen“, sagt sie an diesem Mittwochmorgen in einem Pressegespräch. Helfen — nicht nur den Kranken. „Die Angehörigen müssen sich klar machen, dass auch sie ganz früh in psychische Betreuung gehören“, betont Willi Bolten, Mitglied des Seniorenbeirats.
Doch woran erkennt man Demenz? Ein typisches Signal ist laut der Experten des Netzwerks der Zusammenbruch des Ordnungssystems. Menschen stehen zum Beispiel stundenlang in der Küche und schneiden Zutaten. Aber am Ende ist das Resultat kein fertiges Essen. Oft ergibt die Kleiderauswahl keinen Sinn mehr. Hintergrund ist die meist erst im Alter auftretende Entkopplung der Nerven-Synapsen. Eigentlich logische, in der Kindheit erlernte Handlungen und Erinnerungen werden regelrecht abgeschnitten.
Doch wirres Verhalten muss nicht immer Demenz als Ursache haben. Es kann ebenso eine Folge von Flüssigkeitsmangel, Durchblutungsstörungen, Depressionen oder Zucker sein — sagen die Fachleute. So oder so sollte so schnell wie möglich der Hausarzt aufgesucht werden. „Und man sollte es nicht bei dem Urteil eines Arztes belassen“, erzählt Willi Bolten. Er weiß, wovon er spricht. Aus seinem engsten Kreise ist jemand dement. Wird es frühzeitig erkannt, kann Medizin den Krankheitsverlauf zumindest noch verzögern.