Der kleine Hengst Eberhard entdeckt die Welt

Die Kaltblutzucht Reuter auf Haus Bürgel hat Nachwuchs bekommen. Der kleine Hengst brauchte bei der Geburt nur 25 Minuten — eine Schrecksekunde gab es dennoch.

Monheim. Noch etwas wackelig steht Eberhard auf den Beinen. Die langen Stelzen sind ihm nicht so ganz geheuer. Mutter Tora trottet gemächlich hinter Katrin Reuter her, ihr Nachwuchs versucht zu folgen, doch der erste Ausflug an die frische Luft irritiert den Kleinen.

Er bleibt stehen und wiehert. Mutter Tora antwortet lautstark — schon geht Eberhards Wackeltour Richtung Hof weiter.

Am Montag um 19.55 Uhr kam das Hengstfohlen auf Haus Bürgel zur Welt. Eberhard ist jetzt das jüngste Mitglied der Kaltblutzucht Reuter. Beim Weg ins Leben glich der kleine Kaltblüter eher einem Rennpferd. Nur 25 Minuten dauerte die Geburt — eine Topzeit und Rekord: So schnell war bisher kein Fohlen.

Gegen 19.30 Uhr setzten die Wehen ein. Katrin Reuter, die schon einige Pferde zur Welt gebracht hat, sah ihrer Stute Tora mit einem Blick an, dass es los geht. „Da es ihr erstes Fohlen ist, hatte ich schon etwas Sorge“, sagt die Züchterin. Sie wich ihrer Tora deshalb keine Sekunde von der Seite. „Sie hat das ganz toll gemacht“, sagt Katrin Reuter.

Nach der Geburt gab es dann doch eine Schrecksekunde. Während Eberhard nach einer Stunde Erholung seine ersten Stehversuche machte, blieb Tora liegen. „Normalerweise stehen Stuten so schnell wie möglich wieder auf“, sagt Katrin Reuter.

Der Tierarzt musste kommen. Der konnte Katrin Reuter beruhigen, anscheinend war die schnelle Geburt für Tora doch anstrengender als gedacht. Sie brauchte nur etwas Ruhe. „Zum Glück, leider kam es schon einmal vor, dass eine Stute nach der Geburt gestorben ist.“

Tora geht es wieder bestens. Und ihrem Fohlen Eberhard auch. Obwohl ihm seine Begegnung mit dem Tierarzt wohl noch in den Knochen steckt. „Weil er einmal da war, hat er dem Kleinen direkt die erste Impfung gegen Fohlenlähme gegeben.“

Mutters Milchbar entschädigt ihn aber für das stechende Erlebnis. Sein Lieblingsplatz ist momentan eindeutig unter Toras Bauch. Das laute Schmatzen ist nicht zu überhören. „Es hat aber gedauert, bis er die Zitzen gefunden hat.

Hengstfohlen sind immer etwas dümmer als Stutenfohlen“, sagt Katrin Reuter. Dafür bringen Hengste mehr auf die Waage. 50 Kilogramm wiegt Eberhard. Damit gehört er eher zu den Leichtgewichten unter den Hengstfohlen. Noch, denn ausgewachsen kann er bis zu 900 Kilo schwer werden.

Davon hat Eberhard keine Ahnung. Er versteckt sich lieber hinter seiner Mutter Tora. „Zutraulich wird er schon von ganz alleine. Man muss ihn nicht zähmen“, sagt Katrin Reuter. Ein halbes Jahr bleibt er bei seiner Mutter, dann wird er langsam entwöhnt. Bis dahin entdeckt das kleine Kaltblut an Toras Seite die Welt.

Den ersten Hofbesuch hat Eberhard schon hinter sich, bald lernt er die Weide kennen. Und am 22. Juni hat er seinen ersten Auftritt vor großem Publikum. Da geht es zur Fohlenschau nach Ratingen.