Der Mann fürs Positive
Stefan Heinrich gibt Anti-Ärger-Kurse und versprüht auch sonst puren Optimismus.
Langenfeld. Ein drängelnder Autofahrer, eine Provokation beim Feiertagseinkauf, ein chronisch nörgelnder Chef oder ein Arbeitskollege, der lieber die Hände in den Schoß legt, als seinen Teil der Arbeit zu erledigen.
All das, kann einen schon zur Weißglut treiben. Das weiß auch Stefan Heinrich. Dennoch behält der Langenfelder in den meisten Fällen die Fassung. Sein Motto: Wenn er sich über Situationen oder andere Menschen aufregt, bestraft er nur sich selbst. Und das macht auf Dauer unglücklich.
Dieses Motto hat Heinrich zum Erfolg verholfen. Seit 2006 gibt er „Anti-Ärger-Kurse“ und tourt mittlerweile durch ganz Deutschland, um in Betrieben für die nötige Gelassenheit unter der Belegschaft zu sorgen. Seinen ersten Kurs gab der studierte psychologische Berater in der Monheimer Volkshochschule (VHS), in diesem Jahr wird er dort zum letzten Mal sein Wissen weitergeben. „Es begann in Monheim und endet in Monheim“, sagt der 42-Jährige.
Heinrich tritt auf die Bremse, will nur noch die Klienten in seiner Kölner Praxis beraten und in Unternehmen Seminare geben. „Ich will mehr Zeit für die Familie haben. Wenn ich täglich von einer Work-Life-Balance predige, muss ich es selbst auch einhalten“, sagt er.
Vom Schichtarbeiter über die Juristin bis zur alleinerziehenden Mutter — Heinrichs Klienten sind genauso unterschiedlich wie deren Probleme. Dabei würde Heinrich den Begriff „Probleme“ nie selbst verwenden. Er spricht von Schwierigkeiten. „Das sind Umstände, die mit unserer Vorstellung nicht übereinstimmen“, lautet seine Definition.
Und das sei auch der Knackpunkt: „Meine Klienten müssen ihre Erwartungshaltung ändern.“ Jeder habe eine bestimmte Vorstellung davon, was passiert, und sobald die Reaktion des Chefs beispielsweise nicht damit übereinstimmt, folge Frust oder Ärger. Doch das müsse nicht sein, wenn die Erwartung gar nicht erst so hoch ist.
Im Gespräch mit dem Klienten wird zunächst geklärt, was die Ursache für den Ärger sein kann, sei es bei der Arbeit, im Alltag oder in der Ehe. Häufig sind es in der Kindheit erlernte Verhaltensmuster oder das Streben nach Perfektion, die Frustration und damit Ärger herbeiführen. „Die Klienten sollen nicht ihren Charakter verändern, sondern nur die überzogenen in der Kindheit erlernten Grundmuster, die dafür verantwortlich sind, dass es immer wieder zu Enttäuschungen und damit Ärger kommt.
Um den Ärger loslassen und gelassener werden zu können, müsse auch für Ausgleich zur Arbeit gesorgt werden. „Machen Sie eine Verabredung mit sich selbst. Mindestens einmal in der Woche. Und tun Sie das, was sie glücklich macht.“ Wenn der Mensch selbst ausgeglichen sei, könne ihn auch ein drängelnder Autofahrer oder ein in die Ferse geschobener Einkaufswagen nicht aus der Ruhe bringen.