Diebstahl-Opfer kritisiert Sparkasse

Im Foyer einer Langenfelder Sparkasse ist ein 80-Jähriger bestohlen worden. Jetzt streitet er um Schadensersatz.

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Langenfeld. Horst Kirschs (80) erster Gedanke war: „Der Typ ist meschugge“. Ein junger Mann mit schwarzem Haar hatte erst die junge Frau am Geldautomaten nebenan behelligt und tanzte nun zu ihm herüber. „Er drängte sich zwischen mich und ,meinen’ Geldautomaten, schob ein großes Blatt Papier in der Luft hoch und runter und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander — nach dem Motto: Geld her!“, beschreibt der Immigrather die Situation am Morgen des 4. Januar im Vorraum der Sparkassen-Hauptstelle an der Solinger Straße. „Dann schlug der Typ mit den Fäusten auf den Automaten und verschwand“ — höchstwahrscheinlich mit 400 Euro von Kirschs Konto.

Horst Kirsch, 80 Jahre alt

Festgestellt hat er den Verlust erst zwei Tage später am Kontoauszugsdrucker. „Ich selbst hob laut Ausdruck am 4. Januar um 8.38 Uhr 50 Euro ab. Laut Kontoauszug sind aber bereits um 8.37 Uhr am selben Automaten 400 Euro abgehoben worden. Das kann nur der ,Verrückte’ gewesen sein“, sagt Kirsch. Empört sei er über das Verhalten der Stadt-Sparkasse Langenfeld: „Die wollen mir die 400 Euro nicht erstatten, obwohl das Ganze doch in ihren Räumen passiert ist. ,Wir sind da nicht versichert’, bekam ich vom Filialleiter zur Antwort.“ Seitens der Stadt-Sparkasse verweist Pressesprecherin Monika Suski g auf die „Verantwortung“ des Kunden, Geheimnummer (PIN) und Bankkarte vor Dritten zu schützen. „Dieser Pflicht ist Herr Kirsch am 4. Januar bedauerlicherweise nicht vollumfänglich nachgekommen.“ Deshalb sei eine Erstattung „leider nicht möglich“.

Kirsch setzt nun auf seine eigentliche Bank: Bei der Sparkasse Leverkusen ist er seit 52 Jahren Kunde; in Langenfeld nutzt er nur die Automaten. „Die Leverkusener haben das Verhalten ihrer Langenfelder Kollegen mit Kopfschütteln quittiert. Sie prüfen jetzt, ob sie mir behilflich sein können“, erzählt der frühere Rheindorfer Zeitschriftenhändler. Im Vergleich zu Langenfeld sei in Leverkusen auch die Video-Überwachung besser: „Dort können die Mitarbeiter auf Bildschirmen beobachten, was sich an den Automaten tut, in Langenfeld dagegen wird nur aufgezeichnet.“

Suski macht hierzu aus „sicherheitstechnischen Gründen“ keine Angaben. Die Kameras im Foyer erhöhten die Hemmschwelle und trügen maßgeblich zur Täterergreifung bei, teilt sie mit. „Zusätzlich appellieren wir an jeden Kunden, während des Geldabhebens besonders wachsam und aufmerksam zu sein. Wir raten dazu, den Vorgang am Automaten sofort abzubrechen, wenn sich eine fremde Person über das normale Maß hinaus nähert und versucht, den Kunden abzulenken.“ Zeugen sollten umgehend einen Sparkassen-Mitarbeiter rufen.

Ebendies hatte laut Kirsch die neben ihm bedrängte junge Frau getan. Nach Angaben der Sparkasse äußerte Kirsch gegenüber einer herbeigeeilten Mitarbeiterin gleich die Sorge, der Täter könne seine PIN ausgespäht haben. Suski: „Daraufhin empfahl ihm unsere Mitarbeiterin, sich mit seiner Bank in Verbindung zu setzten und eine neue PIN zu beantragen. Da Herr Kirsch noch im Besitz seiner Bankkarte war, bestand keine akute Gefahr, dass etwas passieren konnte.“

Wahrscheinlich war aber bereits etwas passiert. Dass jemand während eines Abhebevorgangs bestohlen wird, ohne dies zu bemerken, ist indes sowohl für die Sparkasse als auch für die Polizei neu. „Sollte es sich um eine neue Betrugsmasche handeln, so ist uns eine solche im Kreis Mettmann in letzter Zeit sonst noch nicht untergekommen“, teilte Polizeisprecherin Claudia Partha gestern mit.