Einwand gegen Bayer-Pläne
Die Stadt fordert die Installation von Warnsystemen und die Prüfung von anderen Standorten.
Monheim. „Ja, wir erheben Einwendungen gegen die Pläne von Bayer“, sagt Stadtplaner Thomas Waters und verweist auf ein Schreiben, das jetzt an die Bezirksregierung Köln geht. Hart daran gearbeitet habe die Verwaltung, seit Anfang Juni Akten gewälzt, Gespräche mit dem Kreis Mettmann, der Feuerwehr und externen Experten geführt. Nun sei es an der Bezirksregierung, die festgehaltenen Bedenken und Forderungen gegen die geplante chemische Anlage im Dormagener Chempark zu prüfen.
Bis 2014 will Bayer Material Science die neue Produktionsanlage in Betrieb nehmen. Eine klare Flüssigkeit, Toluol-Diisocyanat (TDI), wird dort gebraucht, um Weichschäume herzustellen. Der Bedarf sei weltweit steigend, erklärt Bayer. Im Juni wurden alle Unterlagen zu Sicherheit und Auswirkungen ausgelegt — unter anderem auch in Monheim. „Jeder soll sich seine Meinung bilden“, hieß es von Bayer. Und das hat die Stadtverwaltung gemacht.
Die Verwaltung kritisiert, dass Bayer keine alternativen Standorte geprüft habe. Die Bezirksregierung sei aufgefordert, sich von Bayer Alternativen zum Chempark in Dormagen nennen zu lassen und diese zu prüfen.
Bayers Argument, Standortalternativen drängten sich aus Sicht der Umweltverträglichkeit nicht auf, lässt die Stadt nicht gelten. Zudem finde sich in den Bayer-Unterlagen keine Untersuchung von möglichen, größeren Stör- oder Unfällen der Anlage, die großflächige Freisetzung von Schadstoffen zur Folge habe.
„Derartig schwerwiegende Unfälle sind jedoch nicht auszuschließen, wie der Störfall von 1997 im Dormagener Werk gezeigt hat, bei dem umweltgefährdende Stoffe bis über die Werksgrenze freigesetzt wurden“, heißt es von der Verwaltung. Bayer wird aufgefordert, aufzuzeigen, welche Folgen im schlimmsten Fall zu erwarten sind.
Auch in Sachen Störfallvorsorge soll Bayer nachrüsten. Bayer werde aufgefordert, Hochleistungssirenen zu installieren, um die Monheimer Bevölkerung und die linksrheinischen Gemeinden im Falle eines Unfalls zu warnen.
Bei der Herstellung von TDI werden neben Phosgen weitere Stoffe wie Chlor, Kohlenmonoxid oder Dichlorbenzol eingesetzt. Die Stoffe sind als sehr giftig, giftig oder umweltgefährdend eingestuft. Laut der Kommission zur Anlagensicherheit (KAS) beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit soll zwischen der Anlage und bebauten Gebieten 1350 bis 1450 Meter Abstand gehalten werden.
Unter dieser Grenze sind erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten. Hier hakt die Stadtverwaltung noch einmal nach: „Die Abstände werden im Rheinbogen erreicht. Zudem wurde in den standardisierten Berechungen nicht berücksichtigt, dass Monheim in der Hauptwindrichtung potenzieller Stoff-Freisetzungen liegt und so bei Störfällen besonders exponiert ist.“ Deshalb sei die Installation entsprechender Mess— und Warnsysteme im Rheinbogen zu fordern.