Zum Geburtstag Zirkusleben
Die Schule Hermann-Gmeiner feiert den 40. mit einer großen Party in der Manege.
Monheim. Das hätte sich Claudia Ullenboom auch nicht träumen lassen. Am Sonntag baute die Schuldirektorin ein Zirkuszelt auf, Montag lief sie über Scherben und spielte mit dem Feuer, Donnerstag fing sie eine Schar Ziegen ein. Seit einer Woche ist der Alltag der Hermann-Gmeiner-Grundschule auf den Kopf gestellt: Pony Felix grast friedlich neben den Ziegen auf dem Schulhof, ein Zirkuszelt und Stallungen stehen neben dem Schulgebäude. „Unser Zirkus ist zurzeit die Sensation im Berliner Viertel“, sagt Konrektorin Liane Neuhaus. Die vielen staunenden Zaungäste werden von den Schülern schnell aufgeklärt: Die Schule feiert 40. Geburtstag — und lässt eine Party in der Zirkus-Manege steigen.
Ilayda hat ihren Auftritt noch vor sich. Sie wird auf dem Trampolin über ein Pferd springen und sich auf der Matte abrollen. „Erst hatte ich Angst, doch dann bin ich einfach gesprungen“, sagt die Neunjährige. An zwei Tagen übten die Kinder in Gruppen akrobatische Einlagen, Zaubertricks, Tier- und Clownnummern ein.
Die erste Gruppe Kinder ist bereits in der Manege und lässt sich von den rund 300 Besuchern feiern. Fakir Erwin aus der vierten Klasse legt sich mit freiem Oberkörper auf ein Nagelbrett, Sara stellt sich auf seine Brust. Das Publikum tobt. Valdete aus der vierten Klasse gibt den verwirrten Clown und lässt sich von Zirkuskind Antony durch die Manege schleifen. „Es ist fantastisch, die Schüler mal in einer ganz neuen Rolle zu erleben und zu sehen, wie sie aus sich rauskommen“, sagt Ullenboom. Denn nicht nur Ilayda hat sich bei ihrem Einsatz auf dem Trampolin überwunden, auch die zehnjährige Khadyga wurde immer mutiger. „Sie ist ein sehr stilles Mädchen. Ich traute meinen Augen kaum, als sie beim Training plötzlich auf den Schultern der Akrobatin stand“, sagt Ullenboom.
Vor vier Jahren kam die Pädagogin auf die Idee, das Jubiläum als Zirkusfest zu feiern. „Bei so einem Projekt braucht man eine Menge Vorlauf“, sagt sie. Sponsoren mussten gesucht werden, der Ablauf organisiert und ein Team zusammengetrommelt werden.
100 Helfer fanden sich — bestehend aus Lehrerkollegium, Ganztagsbetreuern und Eltern. Die sechsköpfige Zirkusfamilie Sperlich, die in ihren Wohnwagen auf dem Schulhof campieren, unterstützen das Team tatkräftig. „Alle sind hochmotiviert. Die Helfer verbringen viel Zeit in der Schule. Das ist sehr kräftezehrend“, sagt Ullenboom. Der Stress ist dem Team nicht anzumerken — die Enttäuschung darüber, dass das gemeinsame Zirkusleben schon am Sonntag vorbei ist, überwiegt. Auch Ilayda, Celina, Mehmet und Enes hätten sich gewünscht, dass Ponys, Ziegen, Kaninchen und Tauben noch länger auf dem Schulhof bleiben. „Aber das ist ja nicht unsere Entscheidung“, sagt Ilayda.