Eltern in Sorge nach Attacken auf mehrere Musikschullehrer
Im Langenfelder Kulturzentrum und an der Schule am Götscher Weg mussten sich Lehrer gegen Angriffe zur Wehr seitzen.
Langenfeld. Die städtische Musikschule schlägt bei diesem Thema eher die leisten Töne an, und auch aus dem Rathaus war bislang nichts nach außen gedrungen. Doch jetzt sickerte durch: Mindestens drei Musikschullehrer sind in den vergangenen Wochen nacheinander von jungen Gewalttätern angegriffen worden. Zwei Fälle trugen sich mitten in der Innenstadt im Kulturzentrum zu, einer beim abendlichen Unterricht in der Grundschule am Götscher Weg. „Ich bin sehr besorgt“, meinte eine Mutter, die unsere Zeitung informierte, nachdem sie aus Gesprächen von einer Attacke in einem Unterrichtsraum erfahren hatte. „Was, wenn mein Kind, dort drin sitzt?“
Wie die Mutter ärgert sich auch ein Musikschullehrer darüber, dass die drei Attacken quasi unter der Decke gehalten und nicht nach außen kommuniziert wurden. Auf Nachfrage bestätigte Polizeisprecher Ulrich Löhe gestern, dass Anzeigen wegen Körperverletzung eingegangen seien. Nach Informationen wurde im Oktober ein Musikschullehrer attackiert, als er mit einer erwachsenen Schülerin im Souterrain probte. Weil mehrere junge Männer im direkt angrenzenden Park von außen gegen die Fensterscheibe geschlagen und so den Unterricht gestört hatten, öffnete der Lehrer das Fenster und bat um Ruhe. Zwei der etwa 16 bis 18 Jahre alten und südländisch aussehenden — akzentfrei Deutsch sprechenden — Jungen sollen darauf ins Kulturzentrum gekommen und auf ihn losgegangen sein.
Christian Benzrath, Ordnungsamtsleiter
Weil seine Schülerin Pfefferspray dabei hatte und es einsetzte, trat das Duo den Rückzug an. Einen Tag später wurde dem Vernehmen nach ebenfalls im Kulturzentrum eine Musikschullehrerin angegriffen, von ähnlich beschriebenen Tätern. Der dritte Fall am Götscher Weg, bei dem sich ein Lehrer nach Drohgebärden einer aggressiven Gruppe vor dem Fenster etwa eine halbe Stunde lang mit seinen Schülern in den Flur zurückgezogen hatte, trug sich am Freitag letzter Woche zu.
Bürgermeister Frank Schneider bestätigte die bedrohlichen Übergriffe. Er bestritt indes den Vorwurf, „die Devise ausgegeben zu haben, sie unter der Decke zu halten“. Er habe sich in dieser Woche hierzu mit der Musikschulleitung beraten. In Zusammenarbeit mit der Polizei seien Ordnungs- und Jugendamt dabei, gezielt auf offensichtlich neu gebildete Jugendgangs zuzugehen. „Außerdem habe ich das städtische Gebäudemanagement beauftragt, sich etwas gegen die Störer vor dem Kulturzentrum zu überlegen.“ Erwogen werden etwa ein Zaun, Bewegungsmelder und Notrufknöpfe.
Ordnungsamtsleiter Christian Benzrath bestritt, dass sich im Park hinter dem Kulturzentrum ein krimineller Brennpunkt entwickele. „Davon sind wir in Langenfeld weit entfernt.“ Indes wies Polizeisprecher Löhe darauf hin, dass sich in letzter Zeit „eine größere Gruppe schwieriger Jugendlicher und junger Erwachsener gebildet hat“. Diese fielen immer wieder als Einzeltäter durch Diebstahl, Bedrohung oder Körperverletzung auf. Sie stammten überwiegend aus Zuwandererfamilien, seien aber keine Flüchtlinge, sondern teils in Deutschland geboren.