Evangelische Gemeinde wirbt fürs Ehrenamt

Die Kirche veranstaltet ein Seminar und schult Langenfelder für neue ehrenamtliche Aufgaben.

Langenfeld. Einige Langenfelder haben ein Problem: Sie möchten sich gesellschaftlich engagieren, wissen aber nicht, wie. Für sie gibt es nun ein neues Angebot: Die Evangelische Kirchengemeinde veranstaltet ein Seminar, um „neue Impulse für eine selbstbestimmte ehrenamtliche Tätigkeit zu vermitteln“. Unter dem Leitmotiv: „Was Sie schon immer einmal machen wollten“ werden primär Menschen angesprochen, die am Ende ihrer beruflichen Tätigkeit noch eine neue Herausforderung suchen.

Das vom Familien- und Erwachsenen-Bildungswerks (FEBW) des Kirchenkreises Leverkusen angebotene achttägige Seminar orientiert sich am Projekt EFI (Erfahrungswissen für Initiativen). Der Langenfelder Frank Klarmann ist „alter“ EFI-ler, der mit seiner Ehefrau bereits verschiedene Projekte wie Hausaufgabenbetreuung, Lesepatenschaften, gemeinsames Kochen oder ein Reparatur-Café angeschoben hat. Klarmann fand in der lokalen Evangelischen Gemeinde den schon seit längerem gesuchten Partner, um die EFI-Idee wiederzubeleben. „Viele, die ihr berufliches oder persönliches Know-how in einem Ehrenamt anbieten möchten, brennen zwar für eine gute Idee, aber der Wille eines Einzelkämpfers reicht nicht.“ Andreas Pollak vom Bildungswerk bestätigt: „Nachhaltige Projekte müssen konzipiert, organisiert und betreut werden.“

Das neue Ehrenamt ist auch volkswirtschaftlich von Nutzen. „Wenn Anfang 60-Jährige mit Fachwissen und Energie aus betrieblichen Gründen ,freigesetzt’ werden, ist das aus meiner Sicht eine bedauerliche Verschleuderung von Ressourcen“, findet Klarmann.

Das nötige Rüstzeug fürs wirkungsvolle Ehrenamt wird an drei mehrtägigen Terminen von erfahrenen Trainern vermittelt, verteilt auf die Monate Mai bis Juni. Wer noch berufstätig ist, kann für die kostenlose Schulung Bildungsurlaub bei seinem Arbeitgeber beantragen. Für Pfarrer Hartmut Boecker ist das „neue“ Ehrenamt eine Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen und anderen zu helfen. Um für das Projekt zu werben, schrieb die Evangelische Gemeinde in den letzten Tagen rund 500 Gemeindemitglieder im Alter 55 plus an.

Klarmann, der auch die drei Langenfelder Stadtteil-Initiativen unter dem Kürzel „ZWAR“ (Zwischen Arbeit und Ruhestand) kennt, sieht den Unterschied zum „neuen“ Ehrenamt darin, dass bei ZWAR eher gemeinsame Freizeitaktivitäten eigenverantwortlich organisiert werden, während bei der Kirchenaktion gesellschaftliche und soziale Aufgabenstellungen dominieren. Dabei geht es — trotz des Trägers — nicht unbedingt um kirchliche Projekte.