Ex-Profi macht Nachwuchs fit
Marcus Feinbier hat jahrelang in der Bundesliga gekickt. Heute leitet er seine eigene Fußballschule für Kinder.
Langenfeld. Wie die meisten Jungs, hatte auch Marcus Feinbier schon früh Ballkontakt. Mit sechs Jahren entdeckte er den Fußball für sich. Doch er schaffte, was nur sehr wenigen gelingt: eine Profikarriere. Er spielte unter anderem bei Bayer 04 Leverkusen, Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf. 2008 beendete er seine aktive Laufbahn. Inzwischen trainiert der 41-Jährige die U19-Mannschaft der Sportfreunde Baumberg und leitet seine eigene Fußballschule für Kinder.
Nach der Karriere hat er sich bewusst die Jugendförderung auf die Fahne geschrieben. „Die sind hungrig, wollen etwas erreichen und lernen“, sagt er. Eine Männermannschaft im Amateurbereich zu trainieren wäre für ihn keine Alternative. „Bundesliga wäre natürlich was anderes“, sagt er und lacht.
Im Privatleben hat jetzt seine Frau das Ruder übernommen — zumindest was die Wohnortwahl angeht. „Sie musste viele Umzüge in Kauf nehmen und oft zurückstecken“, sagt Feinbier. „Deshalb durfte sie entscheiden, wo wir nach meiner Karriere leben.“ Die Wahl fiel auf Langenfeld. Ganz in der Nähe ihrer Heimatstadt Leverkusen.
Seine Kinder, Fiona (6) und Michelle (12), beide in Nürnberg geboren, haben sich längst eingelebt. Was wohl auch daran liegt, dass Papa jetzt viel mehr Zeit für sie hat. „Ich kann mal mit zum Martinszug, bin beim Schulfest dabei oder gehe zum Elternsprechtag. Das war früher selten möglich“, sagt Feinbier. Und manchmal geht er auch mit Fiona auf den Bolzplatz.
Das erinnert ihn an seine eigenen Anfänge, vor 35 Jahren in West-Berlin. Seine Geburtsstadt ist nicht zu überhören. Die Berliner Schnauze ist sein Markenzeichen. Rainer Calmund, früherer Manager von Bayer 04 Leverkusen, entdeckte Feinbier mit 16 Jahren und holte ihn ins Rheinland.
Schon ein Jahr später wurde er als einer der jüngsten deutschen Spieler in der Bundesliga und im UEFA-Cup eingesetzt. „Heute ist es mit 17 Jahren fast schon zu spät, um eine Profikarriere zu starten“, sagt er.
Mit den Jahren habe sich so einiges im Leistungsfußball geändert. Nicht immer zum Besseren. „Michael Ballack (34) gehört heute schon zum alten Eisen. Früher war das die Hochzeit eines Spielers.“ So haben auch seine U19-Jungs kaum noch eine Chance auf die Profilaufbahn. „Dabei sind zwei, drei wirklich talentiert.“
In seiner „Feinbier-Fußballschule“ soll nicht der Profinachwuchs herangezogen werden. Der Spaß steht im Vordergrund, Feinbier betont aber auch, dass seine Camps „kein Ponyhof“ seien. „Bei uns soll es um mehr gehen, als nur dem Ball hinterher zu rennen.“ Er will zeigen, wie heutzutage im Jugendbereich trainiert wird. Deshalb gibt es eine klare Trainingsstruktur mit Aufwärmübungen, Koordinations- und Technikschulungen.
Ob ein Kind das Zeug zum Philipp Lahm hat, erkennt Feinbier nach wenigen Minuten. „Man kann formen und verbessern, aber Talent ist angeboren“, da ist er sicher.
Dass er seine Fußball-Gene an keinen Sohn vererbt hat, findet der 41-Jährige nicht schlimm. Im Gegenteil: „Jungs würden schnell unter Druck geraten, auch Profi werden zu ,müssen’. Und ich liebe meine Mädels.“